>>> der bündnisgrüne Gesetzentwurf als pdf
- Es gilt das gesprochene Wort !
Anrede
Wir Bündnisgrüne fordern Bleifreiheit in allen Bereichen.
Daher beantragen wir die Verwendung bleihaltiger Munition für die Jagd in Brandenburg zu verbieten.
Damit stehen wir keineswegs alleine da. Andere Staaten wie Großbritannien, Schweden oder Kalifornien haben die Verwendung von Bleimunition längst vollständig verboten. Wir begrüßen, dass ab dem kommenden Jahr auch im Brandenburger Landeswald ein Verbot von Bleimunition gelten soll. Aus unserer Sicht ist es jedoch wenig konsequent, sich auf die Landeswaldflächen zu beschränken. Wir brauchen ein generelles Verbot von Bleimunition.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) änderte 2010 ihre Bewertung zur Aufnahme von Blei aufgrund aktueller Forschungsergebnisse. Aufgrund der hohen Toxizität von Blei kann nun mehr kein Schwellenwert für die Bleiaufnahme festgelegt werden. Es kann keine Dosis ohne Wirkung angegeben werden.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bewertete daraufhin anhand neuer Daten das Gesundheitsrisiko durch den Verzehr von mit Bleimunition geschossenem Wild erneut. Im letzten September warnte das BfR vor dem Verzehr von mit Bleimunition erlegtem Wild und empfahl für Kinder, Schwangere und Frauen im gebärfähigen Alter, darauf ganz und gar zu verzichten.
Denn Blei lagert sich langfristig in den Knochen ab und setzt sich zudem aber während einer Schwangerschaft frei. Das Bundesinstitut für Risikobewertung führt aus:
„Wildfleisch kann durch bleihaltige Munitionsreste stark belastet sein. Da die Bleiaufnahme über andere Lebensmittel in Deutschland schon relativ hoch ist, reicht der regelmäßige Verzehr von mit Bleimunition geschossenem Wildbret aus, die Gesundheit von Verbraucherinnen und Verbrauchern zu gefährden. Bei Erwachsenen reagieren die Nieren am empfindlichsten, bei Kindern bis sieben Jahren das Nervensystem. Säuglinge und Kleinkinder sind besonders stark gefährdet. Eine erhöhte Bleibelastung kann bei ihnen zu irreversiblen Nervenschäden, zu Störungen der Hirnfunktionen und zur Beeinträchtigung der Intelligenz führen. Das gleiche gilt für Föten. Eine besonders sensible Phase in der Entwicklung des Ungeborenen ist die Ausbildung des Nervensystems. Sie kann bereits durch die einmalige Aufnahme von Lebensmitteln mit hohen Bleigehalten beeinträchtigt werden".
Das BfR kommt zu dem Schluss, dass der regelmäßige Verzehr von mit Bleimunition geschossenem Wildbret ausreicht, die Gesundheit von Verbraucherinnen und Verbrauchern zu gefährden.
Nicht nur der Mensch ist gefährdet, auch die Tierwelt ist bedroht.
So ergaben toxikologische Untersuchungen des Berliner Instituts für Zoo- und Wildtierforschung bereit im Jahr 2005, dass über ein Drittel aller in Brandenburg gestorbenen Seeadler an Bleivergiftung verendeten. Denn diese Vögel fressen gerne Aas. Üblicherweise wird erlegtes Wild direkt vor Ort ausgenommen und die für den Verzehr nicht verwertbaren Teile werden zurückgelassen. Dieser so genannte Wildaufbruch ist besonders bei Seeadlern beliebt. Über das Aas werden damit bleihaltige Munition oder Munitionsreste aufgenommen. Die starke Magensäure der Greifvögel löst das Blei schnell auf und die giftigen Salze gelangen dann in das Blut der Vögel. Einmal im Blut angekommen, verhindert das Blei das Andocken von Sauerstoff an die roten Blutkörperchen. Die Tiere ersticken somit langsam und qualvoll. Vor allem im Winter greifen die Tiere auf solche Nahrungsquellen zurück, da das Angebot an Fisch und Wasservögeln reduziert ist. Interessanterweise treten in eben jenen Wintermonaten auch die meisten Bleivergiftungen bei Seeadlern auf. Das Problem bestünde nicht wenn die Jägerinnen und Jäger vorschriftsmäßig den Wildaufbruch vergraben hätten.
Dr. Jens Utermann vom Umweltbundesamt schätzt die Bleibelastung durch Munition in der Landschaft auf 30 Tonnen pro Jahr und betont, dass Kupfer als Alternativmaterial nicht an die ökotoxologische Dimension von Blei heranreicht.
Nun zur Sicherheit: Eine zeit lang ging man von einer Gefährdung durch abgeprallte bleifreie Geschosse aus. Da die Diskussion über bleifreie Jagd schon länger andauert, untersuchten die Deutsche Versuchs- und Prüfanstalt für Jagd- und Sportwaffen (kurz DEVA) und Dr. Beat Kneubuehl im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums das Ablenkverhalten von bleihaltigen und bleifreien Geschossen.
Nach 15 Monaten Untersuchung kamen die Gutachter zum übereinstimmenden Ergebnis: „Das Abprallverhalten von bleifreien Büchsengeschossen im Vergleich zu bleihaltigen ist ausgesprochen ähnlich." Wild lässt sich auch mit Kupfer- und Messing-Geschossen sicher strecken. Es kommt nicht auf das Material, sondern vor allem auf die Geschossform an.
Der große Vorteil für Verbraucher und Tierwelt liegt darin, dass bei bleifreier Munition keinerlei Bleisplitter das Wildbret kontaminieren, erklären die Forscher. Begleitet wurde die Forschung von einem Projektrat, in dem unterschiedliche Gruppierungen vertreten waren, wie etwa die Bundeswehr, Polizei, das Beschussamt Ulm, der Bundesforst und das Nationalparkamt Müritz. Diese Bandbreite sollte jeden Skeptiker von der Objektivität der Untersuchung überzeugen.
Die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde forscht aktuell zur Geschosswirkung von bleifreien Büchsengeschossen für den Jagdbetrieb auf Schalenwild bezüglich der tierschutzgerechten Tötungswirkung. Erste Ergebnisse bestätigen auch hier, dass nicht das Material ausschlaggebend ist. Die endgültigen Ergebnisse werden vermutlich Ende März vorliegen und können damit in unsere Ausschussberatungen einfließen.
Wir müssen die Ergebnisse dieser Studien ernst nehmen. Hiernach gibt es für die Verwendung von Bleimunition keine objektiven Argumente mehr. Es stehen hochwertige und effektive bleifreie Jagdgeschosse zur Verfügung. Es liegt nun allein am Willen der Verantwortlichen, im Sinne der Verbraucherinnen und Verbraucher, aber auch im Sinne des Tierschutzes zu handeln.
Bereits am 31. Januar 2005 gab sich Brandenburg als erstes Bundesland ein Verbot für die Verwendung bleihaltiger Munition (Schrot und Kugel) in den Staatsjagdrevieren des Landes. Damit war Brandenburg seinerzeit führend beim Verbot von Bleimunition!
Lassen Sie uns an diese gute Tradition anknüpfen!