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Rede im Landtag: Sensibilisierungsmaßnahmen wichtig - Beratung wahrnehmen

- Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Präsidentin, werte Abgeordnete, liebe Gäste,

erinnern Sie sich noch an den 23. November 2015?

Spiegel Online hatte an diesem Tag Schlagzeilen wie • Griechenland-Rettung wird günstiger als gedacht • Audi beichtet Einbau von Manipulationssoftware und • Allianz zieht Investitionen aus Kohleindustrie ab

Ich werde den 23.11.2015 nicht vergessen – und zwar nicht wegen der genannten Schlagzeilen. An dem Tag, es war ein Montag, kamen meine Frau und ich abends von einer Veranstaltung nach Hause, schlossen unsere Haustür auf und …

Als erstes wunderte ich mich, dass es so kühl war im Flur, dann, dass die Tür zum Wohnzimmer aufstand, wo offensichtlich die kalte Luft herkam. Erst dann wurde mir klar, dass die Terrassentür sperrangelweit offenstand – und das nicht aus Nachlässigkeit. Genau, Sie ahnen das, sie war aufgebrochen worden, wir waren Opfer eines Einbruchs geworden. Glücklicherweise wurde nichts gestohlen, gar nichts. Die Einbrecher*-innen müssen in einem sehr frühen Stadium gestört worden sein und die Flucht ergriffen haben. Meine Vermutung zu der Art der Störung erzähle ich Ihnen gern ein anderes Mal…

Der Rest ist auch schnell erzählt, die Polizei war recht bald da, musste leider zwischendurch noch zu einem dringenderen Einsatz. Hat man ja Verständnis dafür, bei uns war nicht wirklich Gefahr im Verzuge. Die Spurensicherung war auch da. Schlussendlich gehörten wir aber auch zu den mehr als 80% der Einbrüche, die nicht aufgeklärt werden.

Den materiellen Schaden trägt die Versicherung, die wirklich alle haben sollten. Der psychische Schaden ist definitiv der größere. Das wichtige Gefühl der Sicherheit in den eigenen vier Wänden nehmen wir – wie so viele Dinge - erst wahr, wenn es nicht mehr da ist.

In der Nacht nach dem Einbruch haben wir – glaube ich - nicht geschlafen und es hat lange gedauert, bis meine Frau sich zuhause wieder sicher gefühlt hat, gerade wenn ich, was auch damals häufig vorkam, auf Dienstreisen war.

Insofern kann ich bestätigen, dass der Antrag von BVB/Freie Wähler ein real existierendes Problem anspricht, auch wenn ich es bedauere, dass man wieder einmal dem Populismus erlegen ist, wenn man astronomische Anstiege der Einbruchszahlen anführt, die tatsächlich „nur“ eine Rückkehr zu Vor-Corona-Zahlen darstellen. Über die sinkende Aufklärungsquote sollten wir reden, wie wir da gegensteuern können.

Zurück zu unserem Fall. Was haben wir nach dem Einbruch gemacht? Wir sind zu einer Beratungsstelle der Polizei gegangen, die war tatsächlich nicht weit weg, und haben uns erklären lassen, warum es für die Täter*innen so leicht war, unsere Terrassentür aufzubrechen.

Und wir haben unser Haus nachrüsten lassen. 100%-ige Sicherheit gibt es sowieso nicht, aber zumindest ist es jetzt nicht mehr ganz so einfach, bei uns einzubrechen.

Hätten wir das nur vor dem Einbruch gemacht!

Meine Damen und Herren, das ist aus meiner Sicht der Punkt: Wir müssen versuchen, die Menschen vor dem Einbruch in die Beratungsstellen zu bekommen und nicht erst danach.

Der Punkt der Kosten ist dabei – zumindest aus meiner Sicht – nicht der wichtigste. Wir haben damals gut 5.500 Euro für die Ertüchtigung unseres Einfamilienhauses ausgegeben, und das war nicht mit Schicki-Micki-Technik, sondern durch einfache mechanische Verbesserungen. Damals gab es das Bundesprogramm über die KfW, das der Antrag ja auch erwähnt. Damit haben wir dann 550 Euro Förderung bekommen, also 10%. Ehrlich gesagt, das war nett, aber wir hätten das auch ohne Förderung gemacht. Schleswig-Holstein fördert zwischen 15 und 20%. Ihr Antrag, liebe freie Wähler, schweigt sich über den Fördersatz leider aus.

Die Frage, die ich mir stelle, ist, ob die finanzielle Förderung der richtige Hebel ist, oder ob es eher Sensibilisierungsmaßnahmen braucht. Letztendlich haben doch die Bewohner*innen selbst das größte Interesse am Schutz ihres Eigentums.

Sinnvollen Druck könnten auch Versicherungsunternehmen ausüben, indem sie bestimmte Sicherungsmaßnahmen in ihren Tarifen mit Boni versehen oder möglicherweise könnte man Mindeststandards in Bauvorschriften aufnehmen.

Dass das Land ein eigenes Förderprogramm, das auch noch hohen administrativen Aufwand erzeugt, auflegen soll, geht aus meiner Sicht am Thema vorbei und überzeugt mich nicht.

Den Antrag lehnen wir ab.

Vielen Dank

Weiterführende Informationen

Rede zu: Antrag "Sicherheit in den eigenen vier Wänden stärken - Landesprogramm Einbruchschutz einrichten" (TOP 4 der 100. Plenarsitzung)