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Rede im Landtag: Trockenheit und Wasserknappheit in Brandenburg nehmen zu - Wasser gerecht verteilen!

- Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer,

Brandenburg trocknet aus. Wasser wird immer knapper. Damit genug für alle da ist, müssen wir mit dem Wasser viel sorgsamer umgehen, Und: wir schaffen das.

Diese Botschaften hat mir vor einigen Jahren ein kluger Mensch aus Brandenburg mit auf den Weg gegeben. Und ich möchte Ihnen gern von diesem klugen Menschen erzählen.

Ich habe ihn kennengelernt nach einer Diskussion, - ich glaube vom Bauernverband, es ging ziemlich sicher um Tierhaltung oder Pestizide. Ich erinnere mich jedenfalls noch, die Debatte war sehr konstruktiv.

Und er sagte im Anschluss: „Na, wenn Sie selber vom Dorf kommen, ist ja vielleicht noch nicht Hopfen und Malz verloren“

und hat mich eingeladen auf seinen Hof. Mit dem Versprechen, mir etwas ganz Wesentliches zu zeigen. Und er hat es geschafft, mich zu beeindrucken. Was er mir auf seinem Hof gezeigt hat, war schlicht: metertief trockener Boden. – soweit, so bekannt. Und: einen klugen Umgang mit Wasser. Er hatte die These: Brandenburg wird Wüste. Und er hat sich dann in der Welt umgesehen: Wie gehen denn die Länder mit Wasser um, die schon so trocken sind, wie wir erst werden?

Und dann hat er auf seinem Hof solche Lösungen umgesetzt. Ganz einfach Dinge.

[1] Wenn das Wasser knapp ist muss man sparen. Also: statt Beregnungsanlagen Tröpfchenbewässerung aus Israel. Oder: oben Bäume, die Schatten spenden, unten Gemüse – braucht viel wengier Wasser. Die Idee des Waldgartens, hatte er glaube ich aus Nigeria.

[2] Wenn das Wasser knapp ist man muss es wiederverwenden, Natürlich wird das Wasser vom Gemüsewaschen zum Gießen verwendet

[3] und man muss es speichern, wenn es denn schon mal vom Himmel fällt. Also hat er sich Lehm besorgt und Rückhalteflächen auf seinem Land geschaffen. Und Humus aufgebaut. Denn nichts speichert Wasser im Boden so gut wie Humus.

Sparen, Speichern, wiederverwenden – 3 Lösungen, die wir überall, im ganzen Land brauchen. Nicht nur in der Landwirtschaft, auch bei Industrie und Gewerbe, privat.

Denn gerade wir in Brandenburg sind besonders gefährdet. Wir sind Klimahotspot, Eines der Gebiete, von denen die Forschung sagt, dass es tatsächlich von Wüstenbildung bedroht ist.

Jedes Grad Erderwärmung verschlimmert die Folgen und somit auch die Wasserknappheit. Ein Zustand wie jetzt oder gar wie 2018 wird in Zukunft öfter vorkommen. Wir haben seit Monaten zu wenig Regen, der nasse Winter hat die Defizite der letzten Jahre nicht annähernd ausgeglichen. Der Niederschlag der letzten Tage ist längst verdunstet. Der Boden ist vielerorts 2m tief ausgetrocknet, höchste Stufe auf der Dürreskala.

Die Seen unserer Kindheit schrumpfen.

Und dennoch gehen wir mit Wasser noch so um, als wäre es unbegrenzt verfügbar: Bei unseren größten Wasserverbrauchern in Brandenburg etwa, der Stahlproduktion, der Chemie sind Wasserkreisläufe längst nicht Standard.

In der Landwirtschaft wird immer noch Mais bewässert, nur um dann in der Biogasanlage zu verschwinden. Wie irrsinnig ist das denn?! Und der durchschnittliche private Pro-Kopf-Verbrauch ist in Brandenburg von 98l/Tag im Jahr 2007 auf heute 120l/d gestiegen.

So kann es nicht weitergehen. Wir müssen deshalb überall im Land, in allen Lebensbereichen mit Wasser sparsamer umgehen, es in Kreisläufen nutzen, es speichern

Was uns droht, wenn wir das nicht tun, zeigt der Blick auf unsere Nachbarn in Europa

- In Frankreich hatten letztes Jahr Menschen in hunderten Gemeinden kein Trinkwasser - und mussten per Tanklaster versorgt werden.

- In Spanien trifft es gerade diejenigen, die eh schon zu wenig im Portemonnaie haben: Da ist die Ernte das zweite Jahr in Folge verdorrt und die Lebensmittelpreise explodieren.

- In Groß Britannien, nicht gerade bekannt für Sonnenschein, können nicht alle Kinder ihr Recht auf Bildung wahrnehmen. Erst kürzlich mussten Schulen schließen, weil der Wasserdruck nicht mehr für die Toiletten reicht

Solche Zustände müssen wir in Brandenburg verhindern!

Zur Ehrlichkeit gehört: auch Brandenburg könnte besser vorbereitet sein. Die Wasserfrage, die drohende Wasserknappheit wurde viele Jahre politisch ausgeblendet. Jetzt aber wird daran mit Hochdruck gearbeitet.

Bitte stellen Sie sich das als 3 Phasen vor: Phase 1: überhaupt erst einmal die Grundlagen schaffen. Das Umwelt- und Klimaministerium unter Axel Vogel hat eine Reihe von Strategien und Konzepten erarbeitet: - Das „Gesamtkonzept zur Anpassung an den Klimawandel im Politikfeld Wasser“. Der Name spricht für sich.

- Oder das Landesniedrigwasserkonzept: Damit treffen wir als Land ein Stück Vorsorge, dass unsere Flüsse gar nicht erst zu wenig Wasser führen. Und damit regeln wir, was bei extremem Niedrigwasser zu tun ist. Wir als Landtag haben die Regierung darüber hinaus mit weiteren Konzepten und Strategien beauftragt, die alle derzeit erstellt werden. - für den Moorschutz - für die Klimaanpassung - für die gemeinsame Wasserbewirtschaftung mit Berlin. Es gibt für das Vorhaben, unsere gesamte Gesellschaft auf einen sorgsamen Umgang mit Wasser umzustellen, keine Blaupause.

Aber mit diesen Strategien haben wir einen Kompass, die Richtung und der Weg ist klar.

Deshalb an dieser Stelle , Herr Minister, dir und vor allem dem Haus ein großes Dankeschön für diese Mammutaufgabe!

Parallel, Phase 2, wurde natürlich längst mit der Umsetzung der Dinge begonnen, die im Umwelt- und Klimaministerium liegen.

Mit dem Haushalt 23/24 investieren wir dafür auch erstmal richtig Geld: - für das Landesniedrigwasserkonzept - für den Moorschutz - für die Förderungen wassersparender Techniken wie Tröpfchenbewässerung

Geld, das aus Sicht meiner Fraktion, ich denke aus Sicht des ganzen Hauses gut angelegt ist. Jeder hier investierte Euro ist eine Investition in die Zukunft.

Wir haben Konzepte erarbeitet, die uns den Weg weisen. Wir haben parallel mit der Umsetzung der Maßnahmen im Klima- und Umweltministerium begonnen.

Damit stehen wir vor Phase 3. Nennen wir sie die „Alle müssen mitanpacken-Phase“

Wir werden nur genügend Wasser zum Verteilen haben, wenn wir in allen Bereichen Sparen, Speichern, wiederverwenden.

Einige konkrete Beispiele zum Schluss 1. Der Großverbraucher Industrie muss mit anpacken.

Tesla, viel gescholten, hat seinen Wasserbedarf schon deutlich reduziert. Und sich inzwischen bekannt, 100% seiner Industrieabwässer wieder verwenden zu wollen.

Ich erwarte, dass sich unsere Stahlproduktion, unsere Chemie, unsere gesamte Industrie dem anschließt!

Ich sehe da auch viel Bereitschaft und freue mich auf die anstehenden Gespräche.

2. Die Braunkohle in der Lausitz hat uns Wasserprobleme auf Jahrhunderte beschert.

Großtechnische Träume wie ein Elbe-Überleiter aus dem wasserarmen Sachsen aber werden die Probleme nicht lösen!

Jetzt aber sind die riesigen Tagebauseen schon in der Welt oder werden gerade geschaffen – mit allen Nachteilen wie Verdunstung.

Jetzt müssen wir sie auch als Speicher umrüsten für den Winterregen oder für Hochwasser

Nur dann wird die Lausitz Teil der Lösung sein!

3. Die Landwirtschaft muss ihren Teil beitragen! Auch da sehe ich Bereitschaft und gute Konzepte beim Landesbauernverband.

Ich habe allerdings auch eine klare Position, was das Wassernutzungsentgelt angeht: Die unglaublichen Vergünstigungen verhindern geradezu, das Wasser gespart wird. Sie sind in keinster Weise mehr zu rechtfertigen und gehören abgeschafft!

4. Und zu guter Letzt: In dieser Phase sind jetzt alle Ministerien gefragt.

Wir als Grüne Fraktion, sicher das gesamte Haus erwarten konkrete Maßnahmen jedes Ressorts in der Klimaanpassungsstrategie!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

„Wasser wird knapper. Damit genug für alle da ist, müssen wir mit dem Wasser viel sorgsamer umgehen.“

Das waren kluge Botschaften, die ich gern weitertrage.

Ich habe in der Zwischenzeit viele weitere Menschen im ganzen Land getroffen, die sich genau dafür leidenschaftlich engagieren und an unserer Seite sind. Deshalb bin ich auch von der letzten Botschaft überzeugt: „Wir schaffen das“ Wenn alle mitmachen. Machen Sie mit!

Vielen Dank!

Weiterführende Informationen

Rede zu: Aktuelle Stunde "Trockenheit und Wasserknappheit in Brandenburg nehmen zu - Wasser gerecht verteilen!" (TOP 1 der 89. Plenarsitzung)