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Land spielt Gefahren der Pestizidbelastung in der Uckermark herunter

(Nr. 214) Als Reaktion auf die Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zum Thema Pestizidbelastungen in einem Kleingewässer bei Stabeshöhe in der Uckermark sagt der Fraktionsvorsitzende von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN im Brandenburger Landtag, AXEL VOGEL:

„Obwohl das Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung in den eigenen Messungen dramatisch hohe Pestizidbelastungen eingestehen musste, weigert es sich, die Ursachen anzuerkennen und geeignete Maßnahmen zum Schutz von Mensch und Umwelt zu ergreifen."

Bei Stabeshöhe in der Uckermark war es infolge jahrelangen intensivsten Maisanbaus zu dramatischen Belastungen eines Kleingewässers durch Pflanzenschutzmittel gekommen. Darunter wurde mit Simazin auch ein Gift nachgewiesen, dessen Ausbringung EU-weit seit 2004 verboten ist. Sechs der acht gefundenen Pestizide lagen deutlich über den Grenzwerten für Trink- und Grundwasser. Bei Terbuthylazin wurden die Grenzwerte sogar um das 117-fache überschritten. Terbuthylazin wird im Boden nur sehr langsam abgebaut und besitzt eine hohe Toxizität. Auch in benachbarten Gewässern wie an der Badestelle am Warthesee wurden Rückstande der Gifte in Konzentrationen bis zum Erreichen des Grenzwertes für Trinkwasser festgestellt.

Die betroffenen Ackerflächen liegen in einem europäischen Schutzgebiet, welches eine besondere Bedeutung zum Erhalt der Rotbauchunke besitzt. Die letzten Erfassungen der Rotbauchunken in dem Gebiet wurden vor dem Beginn des intensiven Maisanbaus vor vier Jahren gemacht. Die Population der Rotbauchunken wurde damals auf über 1000 Tiere geschätzt, Zählungen nach Bekanntwerden des aktuellen Pestizidskandals liegen nicht vor.

AXEL VOGEL betont: „Anstatt die landwirtschaftliche Praxis vor Ort als Ursache für die Vergiftung verantwortlich zu machen, schiebt das Amt die Schuld auf den zu feuchten Sommer. Forderungen nach einer konkreten und verbindlichen Verordnung für eine gute fachliche Praxis in der Landwirtschaft weicht die Landesregierung seit langem aus. Statt dessen soll hier nun ein nur 10 Meter breiter Grasstreifen das Gift vom Acker daran hindern in die Gewässer zu fließen. Auch hält die Landesregierung weitere Untersuchungen in anderen Kleingewässern in benachbarten Ackerflächen für nicht notwendig, obwohl vermutet werden muss, dass hier nur die Spitze des Eisberges angekratzt wurde.