(Nr. 74) Der energiepolitische Sprecher der Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Brandenburger Landtag MICHAEL JUNGCLAUS sieht im zu erwartenden Komplettumbau des deutschen Energieversorgungssystems enorme Potentiale für die regionale Wertschöpfung in Brandenburg. „Wir stehen vor einer Revolution im Energiebereich, die nicht nur den Ausstieg aus den atomaren und fossilen Energieträgern sowie den Umstieg auf die Erneuerbaren beinhaltet, sondern auch die Dominanz der vier großen Energiekonzerne beendet und auf eine 'demokratisierte´ Versorgung hinausläuft", sagte er an diesem Freitag am Rande der Energiekonferenz seiner Fraktion „Brandenburg voller Energie – dezentral und erneuerbar" in Wildau mit rund 130 TeilnehmerInnen.
„Der Stellenwert der regionalen Produktion von Strom und Wärme aus erneuerbaren Quellen sowie in kleinen Blockheizkraftwerken wird in den nächsten Jahren enorm zunehmen", prognostizierte MICHAEL JUNGCLAUS. „Hier liegen riesige Chancen für lokale Projekte, die auf die Nutzung der erneuerbaren Energien setzen, für Brandenburgs Stadtwerke und Handwerksbetriebe. Mit der dezentralen Energieproduktion können sie zugleich Gewinne erwirtschaften und einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz leisten." Erfolgen die richtigen energiepolitischen Weichenstellungen, sei allein bei den bundesweit rund 900 Stadtwerken davon auszugehen, dass sich deren Anteil an der Energieproduktion von derzeit 9,2 Prozent in den nächsten zehn Jahren verdopple.
„Auch beim Ausbau der erneuerbaren Energien fokussiert sich die öffentliche Diskussion stark auf Großprojekte wie Offshore-Windparks oder das Desertec-Projekt, bei dem Solarstrom aus der Sahara nach Europa geleitet werden soll. Dass jedoch praktisch jeder Bürger ein kleiner Energieunternehmer werden kann, sei es als Betreiber von Solaranlagen und Blockheizkraftwerken oder als Gesellschafter bei Bürger-Wind und Solar-Projekten, wird kaum wahrgenommen. Wer zum Beispiel eine Solaranlage auf seinem Dach installiert, generiert Aufträge für das lokale Handwerk und erwirtschaftet Einnahmen durch die Vergütungen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz." Vorteile dieser dezentralen Energieversorgung lägen nicht nur darin, dass die Produktion auf sehr viele 'Schultern' verteilt und die Versorgung mit dem Einflussverlust der Konzerne demokratischer werde. „Die dezentrale Energieversorgung kann darüber hinaus auch Vorteile für die Netzstabilität bringen und helfen, den Bedarf an länderübergreifenden Stromtrassen zu reduzieren."
Um die Fragen, die sich aus diesem Strukturwandel ergeben, drehte sich die Konferenz „Brandenburg voller Energie – dezentral und erneuerbar". Dort wurden u.a. Praxisbeispiele vorgestellt, z.B. der energieautarke Treuenbrietzener Ortsteil Feldheim oder die Märkische Bürgerenergie-Genossenschaft, es ging um die Frage, wie kommunale Energieversorgung erfolgreich gestaltet werden kann, und um die „Hausaufgaben", die Politik und Verwaltung hierfür noch zu erledigen haben.
Zu Wort kamen zahlreiche Energieexperten aus Planung und Anwendung, z.B. VertreterInnen von Stadtwerken, Wirtschaftsförderer und Energieberater, darunter Sebastian Sladek von den Elektrizitätswerken Schönau, Sohn der soeben für die Demokratisierung der Stromversorgung mit dem „Goldman Environmental Prize" ausgezeichneten Ursula Sladek. Am Nachmittag sprach der renommierte Publizist und Streiter für eine ökologische Wirtschaftsweise Franz Alt zum Thema: „Sonnige Aussichten – wie Klimaschutz zum Gewinn für alle wird".