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Netzintegration der erneuerbaren Energien: Platzeck sagt nur die halbe Wahrheit

(Nr. 79) Der Vorsitzende der Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Brandenburger Landtag, AXEL VOGEL, hat dem brandenburgischen Ministerpräsidenten vorgeworfen, in der Diskussion zur Energiewende mit gespaltener Zunge zu sprechen. So beklage Matthias Platzeck zwar zu Recht die hohe Zahl von Abschaltungen von Windkraftanlagen in Ostdeutschland, bringe diese allerdings allein mit Defiziten beim Stromnetzausbau in Verbindung. Gleichzeitig propagiere er die weitere Nutzung der Braunkohle als angebliches Element der Energiewende. Doch damit schieße er absichtlich am Ziel vorbei.

„Ministerpräsident Matthias Platzeck schiebt die Verantwortung für alle Probleme bei der Energiewende allein dem Bund zu, verschweigt jedoch Brandenburgs Mitverantwortung. Platzeck sagt nur die halbe Wahrheit", kritisierte AXEL VOGEL. Der Bedarf, die Stromnetze so auszubauen, dass Strom aus erneuerbaren Quellen verlässlich zu den Verbrauchern transportiert werden kann, sei in einigen Regionen Brandenburgs unzweifelhaft vorhanden, ist aber aktuell nicht das Hauptproblem. Die Behäbigkeit der Netzbetreiber, die von den bis 2020 vorgeblich benötigten 625 Kilometern 380 kV-Leitung und 1560 km 110 kV-Leitungen bislang nur einen Bruchteil gebaut und im 110 kV-Bereich aktuell keinen einzigen Antrag bei den Genehmigungsbehörden eingereicht hätten, zeige zudem wo die Verhinderer sitzen.

Aktuell gebe es zudem Anzeichen, dass mehrere stromimportierende Bundesländer, darunter Bayern, beabsichtigen, energieautark bzw. sogar Stromexporteure zu werden. In Thüringen werde deshalb bereits die Notwendigkeit des Baus der so genannten Thüringer-Wald-Trasse, einer 380 kV-Höchstspannungsleitung, in Frage gestellt.

„Zur ganzen Wahrheit gehört, dass derzeit viele Windenergieanlagen nur deshalb
abgeschaltet werden müssen, weil der in überdimensionierten Braunkohlekraftwerken
produzierte Strom die Netze voll beansprucht. Diese Dinosaurier-Kraftwerke können im Gegensatz zu modernen Gaskraftwerken bei starkem Windstromanfall nur sehr eingeschränkt herunter reguliert werden. Dies verdeutlicht einmal mehr, dass der von der
Landesregierung befürwortete Aufschluss neuer Tagebaue und der Neubau von Braunkohlekraftwerken mit der Wende hin zu den erneuerbaren Energien unvereinbar ist. Notwendig ist daher ein Gesamtkonzept, das neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien den Abschied von der Braunkohle in den Mittelpunkt stellt."

Neben der Netzintegration der erneuerbaren Energien sei der Aufbau von Speichern für Strom aus erneuerbaren Quellen derzeit eine der Schlüsselfragen für eine erfolgreiche Energiewende. Wenn Strom nicht nur dezentral produziert, sondern auch gespeichert werden kann, verringere sich der Bedarf die Netze auszubauen erheblich.

Hoffnungsträger sei hier die Power-to-Gas-Technologie, bei der überschüssiger Strom aus erneuerbaren Energien in Wasserstoff oder synthetisches Erdgas umgewandelt und im Erdgasnetz zur anschließenden Rückverstromung in hocheffizienten Gaskraftwerken gespeichert werden kann. „Die Technologie ist inzwischen weit genug, um von der Pilotprojekt-Phase in die Umsetzungsphase einzutreten", sagte AXEL VOGEL. Die Landesregierung müsse die Entwicklung dieser Technologie zur Marktreife bestmöglich unterstützen. „Brandenburg muss hier Vorreiter werden", sagte er.