Die regionale Wertschöpfung in der Land- und Verarbeitungswirtschaft fördern: Das will ein aktueller Antrag der Koalitionsfraktionen, der heute einstimmig vom Landtag beschlossen wurde.
Dazu
sagt die agrarpolitische Sprecherin der bündnisgrünen Landtagsfraktion Isabell
Hiekel:
„Wir
wollen unseren Landwirtschafts- und Verarbeitungsbetrieben Planungssicherheit
und Zukunftsperspektive geben und gleichzeitig die tiefe Lücke zwischen Angebot
und Nachfrage an gesunden, regional erzeugten Lebensmitteln in der
Hauptstadtregion schließen. Das kann nur mit einem steten Dialog zwischen den
Akteurinnen und Akteuren aus der Land- und Verarbeitungswirtschaft mit den
Vertreterinnen und Vertretern des Handels, der Logistik und der Politik
gelingen. Wir unterstützen damit auch das Anliegen des vom Landesbauernverband
skizzierten ‚Neuen Brandenburger Weges‘.“
Der
Antrag beauftragt die Landesregierung, den Auf- und Ausbau von
Wertschöpfungsketten in der Lebensmittelwirtschaft zu unterstützen und zu
begleiten. Dabei geht es vor allem um die verarbeitenden Bereiche, ganz
besonders um die Kapazitäten der Schlachtbetriebe, die Milchwirtschaft sowie
gartenbauliche Erzeugnisse wie Obst und Gemüse. Durch die Einführung eines
EU-notifizierten Qualitätszeichens soll außerdem die Vermarktung der
Brandenburger Produkte in der Hauptstadtregion verbessert werden. Damit kann
sich die Lebensmittelwirtschaft im Land künftig an den großen Ausschreibungen
für die Gemeinschaftsverpflegung in Kitas, Schulen, Universitäten und
öffentlichen Kantinen in Berlin und Brandenburg beteiligen. Dies ist bisher
EU-rechtlich ausgeschlossen. Das Brandenburger Qualitätszeichen soll für ein
möglichst breites Spektrum an Lebensmitteln gelten und unter Aufnahme von
Kriterien unter anderem aus den Bereichen Tierwohl, regionale Futtermittel,
faire Arbeitsbedingungen, faire und transparente Lieferketten, Klimaschutz und
Nachhaltigkeit sukzessive weiterentwickelt werden. Der Antrag sieht darüber
hinaus auch die Prüfung geeigneter Investitionsförderprogramme sowie eine
Marketingkampagne vor.
Hintergrund
Das
ohnehin große Interesse der Brandenburger*innen an regionalen Produkten ist in
der Corona-Pandemie noch gewachsen – das zeigt die aktuelle Umfrage für den
Ernährungsreport 2020 des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Befördert wird
diese Entwicklung durch sich verändernde Verbraucherpräferenzen, eine teils
gestiegene Kaufkraft in der Region und wachsende Einwohner*innenzahlen in
Berlin und Brandenburg. Dennoch macht der Anteil an regionalen Produkten in den
Brandenburger Supermärkten aktuell lediglich sieben Prozent aus. Zudem
funktionieren die Lieferbeziehungen bei regional erzeugten Lebensmitteln aus
der Erzeugungsregion Brandenburg in die Verbrauchsregionen Brandenburg und
Berlin derzeit vorrangig produktbezogen und jahreszeitlich gut – etwa bei
Spargel aus Beelitz oder Gurken aus dem Spreewald. Das Potential der
vielfältigen Produkte aus der Region ist damit aber bei weitem nicht erschöpft.