Jede/r dritte Beschäftigte ist in Brandenburg mittlerweile älter als 50 Jahre. Zwei Drittel dieser Arbeitskräfte steigen vorzeitig aus dem Berufsleben aus. Lediglich 14 Prozent der ArbeitnehmerInnen sind bis zum regulären Renteneintrittsalter tätig. Hiesige Unternehmen klagen über den absehbaren Fachkräftemangel. Jedoch ergreift bisher nur jeder sechste Betrieb, der Ältere beschäftigt, auch Maßnahmen, damit die Belegschaft länger gesund bleibt und deshalb auch länger arbeiten kann. Dabei gibt es verschiedene Konzepte, wie älteres und erfahrenes Personal in den Arbeitsmarkt integriert werden kann. Darüber sprachen wir Mitte Juni mit ExpertInnen auf unserem gut besuchten Fachgespräch „Arbeit für Ältere".
Know-how sichern
Petra Meyer vom Deutschen Gewerkschaftsbund Brandenburg stellte EU-Programme zur Qualifizierung Älterer vor. Diese verbinden lebensnahe Arbeitszeitgestaltung mit einer demographiefesten Tarifpolitik. Über die langfristige Personalentwicklung für Betriebe durch Demographielotsen berichtete Christiane Worrack von der Wirtschaftsentwicklungs- und Qualifizierungsgesellschaft aus Lauchhammer. Unternehmen erreichen damit einen guten Altersmix und sichern sich so praktisches und technologisches Know-how. Das Konzept sieht auch Berufswegeplanungen vor, welche die Beschäftigungsfähigkeit und Potenziale von älteren MitarbeiterInnen fördern. Gegen den heraufziehenden Pflegenotstand in Krankenhäusern entwickelte Sebastian Dienst, Pflegedirektor des Klinikums Ernst von Bergmann in Potsdam, neue Berufsbilder speziell für älteres Personal. Ältere Krankenschwestern und -pfleger bekommen neue Aufgabenfelder in der Pflege. Diese gehen allerdings häufig mit finanziellen Einbußen einher, da die Tätigkeiten geringer bezahlt werden.
Lebenslanges Lernen fördern
Auf den Punkt Vergütung ging auch Gisela Gehrmann vom Potsdamer Projektbüro „Schickes Altern" ein. Aus dem Beratungsalltag berichtete sie: Ältere wollten gerne länger arbeiten. Jedoch nicht ehrenamtlich – sondern bezahlt, da die Renten häufig nicht ausreichend seien und das Ehrenamt auch mit Aufwendungen verbunden sei. In ihrer Lebensmitte würden Ältere gern eine finanziell abgesicherte, neue Berufsausbildung starten, um die Möglichkeit zum lebenslangen Lernen wahrzunehmen. Bedauerlicherweise werden solche späten Berufsausbildungen nicht gefördert.
Am Ende des Fachgesprächs stand die Erkenntnis: Die Brisanz des demographischen Wandels zwingt Betriebe zu größeren Anstrengungen im Wettbewerb um Fachkräfte. Um also ältere Beschäftigte länger im Unternehmen zu halten, sollten Unternehmen verschiedene Integrationswege, gute Vergütungen, Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen nutzen.