Mit Wohlwollen der rot-roten Landesregierung will der Energiekonzern Vattenfall die Braunkohleverstromung weiter betreiben und mehrere Tagebaue neu aufschließen. Zum Beispiel südlich von Cottbus, rund um die Gemeinde Welzow (Landkreis Oberspreewald-Lausitz), will Vattenfall über 1.900 Hektar wegbaggern, um von 2027 bis 2042 Braunkohle zu fördern.
Massive Beeinträchtigungen
Sollte der Tagebau kommen, müssten 810 Menschen ihre Heimat in Proschim, Lindenfeld und Welzow verlassen. Der Ort Lieske würde auf einem schmalen Streifen zwischen altem und neuem Bergbau eingeklemmt. Bahnsdorf stünde direkt an der Tagebaukante. Die abgebaute und anschließend verheizte Kohle würde 204 Millionen Tonnen Kohlendioxid freisetzen. Auch das Grundwasser ist gefährdet: Durch die Entwässerung tieferer Erdschichten erhöht sich der Sulfateintrag ins Grundwasser und die Oberflächengewässer versauern.
Vattenfall will das Abbaugebiet nach Süden hin durch eine unterirdische Dichtwand abschließen. Derzeit wird ihr Verlauf gerichtlich angefochten. Denn ob sie wirksam schützen kann, ist fraglich – das Gebiet weist eine eiszeitlich gestörte Rinnenstruktur auf. Zur Stadt Welzow ist keine Dichtwand vorgesehen. Hier drohen weitere Bergschäden durch das Sinken und Ansteigen des Grundwassers.
Die Betroffenen vor Ort wehren sich
Die lokale Bevölkerung stellt sich massiv gegen die Pläne des Konzerns. Tausende von Einwendungen (genaue Zahl lag bei Redaktionsschluss nicht vor) wurden bis zum 30. November 2011 eingereicht. „Wir Proschimer wollen unsere Heimat behalten“, sagt Ortsvorsteherin Petra Rösch, zugleich Geschäftsführerin der Landwirte Proschim GmbH. Durch den neuen Tagebau verlören die Bauern Ackerflächen und wären gezwungen, die ertragsarmen Bergbaukippen zu bewirtschaften. „Der Firmenverbund Proschim fürchtet um die Existenz seiner 89 Angestellten“, so Rösch. Die bündnisgrüne Landtagsfraktion unterstützt den Protest und reichte fachliche Einwendungen ein. Um den Widerstand zu stärken, wurde am Reformationstag das Bündnis „Heimat und Zukunft in Brandenburg“ gegründet. In ihm engagieren sich bündnisgrüne Politikerinnen und Politikern aus Brandenburg, zahlreiche Initiativen, WissenschaftlerInnen und Organisationen.
Der Braunkohleabbau ist nicht nur ein regionales Thema, sondern für ganz Brandenburg relevant: Die Schäden des Wasserhaushalts um Welzow würden sich auch auf die Einzugsgebiete von Spree und Havel auswirken. Zudem findet die von Kohlekraftwerken verursachte Klimaveränderung überall statt. Nach dem vorläufigen Scheitern des CCS-Gesetzes muss die Landesregierung einsehen, dass die Verstromung von Braunkohle keine Zukunft in Brandenburg hat. Jetzt ist der Zeitpunkt, um konsequent auf erneuerbare Energien zu setzen.