Eine vollständige Stromversorgung von Brandenburg und Berlin aus regenerativen Quellen ist bereits im Jahr 2030 möglich; schon 2020 ist eine Versorgung mit Strom aus Sonne, Wind & Co. zu 80 Prozent machbar. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle, im Auftrag der bündnisgrünen Fraktion erarbeitete Studie des Reiner-Lemoine-Instituts. Derzeit erstellen die Wissenschaftler erstmals ein ganzheitliches Energieszenario für eine vollständige regenerative Versorgung, das sowohl Berlin und Brandenburg, als auch Strom und Wärme gemeinsam betrachtet. Die ersten Ergebnisse haben wir im April vor über hundert interessierten ZuschauerInnen im Hörsaal der BTU Cottbus vorgestellt.
Netzausbau und Speicher bringen Versorgungssicherheit
Der erste Teil der Studie zeigt, dass die Umstellung auf erneuerbare Energien und Versorgungssicherheit vereinbar sind: Der saubere Strom kann ab 2030 passend zum Bedarf zu jeder Stunde des Jahres in der gesamten Region verfügbar sein. Dabei ist es nicht notwendig, die Nutzung von Biomasse auszuweiten oder mehr als zwei Prozent der Landesfläche für Windenergieanlagen auszuschreiben. Laut Studie können ein moderater Netzausbau zu vertretbaren Kosten sowie der Ausbau von Speichern und der „power-to-gas“-Technologie die Versorgung der BürgerInnen mit Energie sicherstellen.
Energiewende stockt im Wärmesektor
Eine Schlüsselfrage der Energiepolitik ist, wie im Wärmebereich eine vollständige Versorgung auf Basis erneuerbarer Energien erreicht werden kann. Denn zwei Drittel des Energieverbrauchs fallen auf den Wärmebedarf. Die ersten Zwischenergebnisse zeigen, dass die Energiewende hier noch wenig vorankommt und der vollständige Umstieg erst 2050 gelingen kann. Der Anteil erneuerbarer Energien an der heutigen Wärmeversorgung liegt in Berlin unter einem Prozent und in Brandenburg unter fünf Prozent. Daran haben Biomasse und Wärmepumpen den Hauptanteil. Das größte Potenzial liegt in der Einsparung durch Sanierung von Altbauten und effizienteren Heizungssystemen. Bei einer Sanierungsquote von drei Prozent könnte bis 2030 der Ausstoß von Kohlendioxid im Wärmesektor um fast zwei Drittel gesenkt werden. Ob und wie dies möglich gemacht werden kann, daran entzündete sich in Cottbus eine lebhafte Diskussion.
Das Gutachten legt den Finger in die Wunde. Die Bundesregierung hat eine Energiewende angekündigt, die im wichtigsten Bereich, dem Wärmesektor, nicht stattfindet. An der Lösung dieses Problems müssen in Zukunft alle Akteure aus Bund, Ländern und Kommunen gemeinsam arbeiten.