Wie lebt es sich außerhalb des Berliner „Speckgürtels“, in den ländlichen Räumen und kreisfreien Städten? Womit sind die Menschen zufrieden, was fehlt ihnen? Das herauszufinden, war Aufgabe einer BürgerInnenbefragung im Auftrag der von uns Bündnisgrünen angestoßenen Enquêtekommisson „Ländliche Räume“. Die Ergebnisse sind nicht nur interessant, sondern zugleich auch ein Arbeitsauftrag
an bündnisgrüne Politik.
Zuerst die gute Nachricht: Die meisten BrandenburgerInnen außerhalb des Speckgürtels leben gerne dort. 75 Prozent bewerten ihre Lebensqualität positiv, die Hälfte würde einem guten Freund empfehlen, in ihren Wohnort zu ziehen. An den Lebensbedingungen vor Ort schätzen die Befragten besonders die Natur und gesunde Umweltbedingungen, Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf sowie die Verfügbarkeit von Hilfen im Notfall.
Unzufrieden sind die Menschen dagegen mit dem Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln (36 Prozent), der medizinischen Versorgung (36 Prozent) und dem Internet (34 Prozent). Am schlechtesten schneiden die Versorgung mit Kulturangeboten (42 Prozent) und das Angebot an Orten, die das soziale Zusammenleben fördern (43 Prozent), ab. Fast alle diese Leistungen der Daseinsvorsorge werden zudem von den BewohnerInnen kleinerer Gemeinden und Dörfer schlechter bewertet als von denen der Kern- und kreisfreien Städte.
Besonders frappierend ist die Einschätzung politischer Mitbestimmungsmöglichkeiten und des Vertrauens in die lokalen politischen AkteurInnen: Nur 25 Prozent der Befragten können der Aussage „Den politischen Akteuren an meinem Wohnort kann man voll vertrauen“ zustimmen; 27 Prozent lehnten sie sogar ab. Auch bei der Einschätzung, ob die örtlichen Interessen von den Landes- und KommunalpolitikerInnen berücksichtigt werden, überwiegen die negativen Zustimmungswerte – ganz besonders in kleineren Orten.
Was bedeutet das für die bündnisgrüne Arbeit der nächsten Jahre? 1. Das Wichtigste für ein gutes Leben auf dem Land ist eine intakte Natur – eine bessere Bestätigung unserer Arbeit kann es kaum geben. 2. Der Einsatz für einen besseren öffentlichen Nahverkehr bleibt das Kernelement unserer Politik für ländliche Räume. 3. Unser Ringen um starke, lebendige Dörfer ist wichtiger denn je. Wir setzen uns für mehr Mitwirkungsrechte ein, etwa für selbstverwaltete Ortsteilbudgets oder die Einbeziehung von OrtsvorsteherInnen in die Gemeindevertretungen. 4. Auch wenn die Enquêtekommission Empfehlungen für die Entwicklung der nächsten 20-30 Jahre geben soll, kann einiges nicht so lange warten. Viele Handlungsempfehlungen sind daher schon in den Zwischenbericht der Kommission eingeflossen und können – und sollten – von der Landesregierung schon jetzt umgesetzt werden.