Einem guten Essen ist kaum jemand abgeneigt. Aber was bedeutet das eigentlich, gutes Essen? Wir haben mit der bekanntesten deutschen Fernsehköchin über ihre Definition gesprochen.
Sarah Wiener kennen die meisten als Fernsehköchin. Dabei hat sie eine extrem vielseitige Biografie: die gebürtige Österreicherin startete ihr eigenes Filmcatering in einem umgebauten NVA-Bus, betrieb später zahlreiche Restaurants und gründete eine eigene Stiftung, die Kindern gutes Essen näher bringt. Seit 2015 betreibt die 54-Jährige mit dem Gut Kerkow in Angermünde außerdem einen Biohof, bei dem die ganzheitliche Landwirtschaft im Fokus steht: artgerechte Tierhaltung, Verzicht auf Pestizide, keine Monokulturen oder Gentechnik. Dort stellt Wiener mit ihren PartnerInnen in erster Linie Biofleisch und -milch her. Auf dem Hof wird auch (Futter-)Getreide angebaut, es gibt eine Imkerei und Hühner.
brandGRÜN: Sie haben einmal gesagt, die Art und Weise, wie wir uns ernähren, sei das Fundament unserer Zivilisation. Was sagt unsere gegenwärtige Ernährungsweise über uns aus?
Sarah Wiener: Viele Menschen wissen gar nicht mehr, was sie essen. Wir öffnen Dosen, schütten Tüten in einen Topf oder schieben fertige Nahrungsmittel in die Mikrowelle. Nicht mehr zu wissen, was wir essen, wie es hergestellt wurde und woher es kommt, lässt uns ratlos, verunsichert und manchmal auch zornig zurück. Wir fühlen uns der Welt entwurzelt.
Was macht gutes Essen für Sie aus?
Gutes Essen besteht aus frischen Zutaten, ist möglichst regional, saisonal und bio. Und es ist mit Liebe gekocht. Das befriedigt nicht nur kurzfristig die Geschmacksnerven, sondern auch noch nach einer Stunde den ganzen Körper und die Seele. Nach einem guten Essen lächeln wir, sind gestärkt und haben gute Laune.
Wie kann ich als Verbraucherin oder Verbraucher Einfluss darauf nehmen, wie unsere Lebensmittel produziert werden?
Kaufen Sie keine Lebensmittel, deren Zutatenliste Sie nicht verstehen. Und wenn das einzige Argument der Preis ist - Finger weg! Das kommt uns und der Gesellschaft, der Natur, dem Klima einfach zu teuer. Stärken Sie die eigenen regionalen Märkte und Produzenten. Bemühen Sie sich um Transparenz und Aufklärung.
Welche Impulse für eine bessere Landwirtschaft müssen aus der Politik kommen?
Wir sollten das fördern, was den Menschen und der Natur dient. Wir brauchen die Unterstützung für zukunftsfähige, nachhaltige Konzepte, die dem Nachbarn helfen und keinem Großkonzern, der hier keine oder kaum Steuern zahlt, aber massenweise Subventionen kassiert.
Was kann ich kochen, wenn mein Kühlschrank fast leer ist?
Leer ist leer. Aber Rühreier mit Kräutern geht immer, aus altem Brot macht man einfach eine Panzanella. Auch Palatschinken und eine geröstete Grießsuppe schmecken köstlich. Man muss halt zumindest ein bisschen kochen können.