Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat die Landesregierung angesichts langer Schrankenschließzeiten und den damit verbundenen Einschränkungen des fließenden Verkehrs aufgefordert, eine Bestandsaufnahme zur Situation an Bahnübergängen im Land Brandenburg vorzunehmen.
Bahnübergänge sind nicht nur ein Problem für den Autoverkehr; in vielen Fällen müssen auch die Nutzer des Zugverkehrs auf dem Weg zum Bahnhof einen Bahnübergang queren. Diese behindern auch den Rad- und Busverkehr, zerschneiden Orte und stellen für Rettungsdienste ein Problem dar. Zudem behindern Schrankenstörungen den Bahnverkehr, wie aus einer Studie des Beratungsunternehmens Innoverse GmbH für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hervorgeht. Die zu begrüßende geplante Verbesserung des Zugangebots auf 9 Strecken im Schienenpersonennahverkehr ab 2022 verschärft bei den Bahnübergängen die Probleme, weil sich dadurch die Schließzeiten der Schranken erhöhen.
Innoverse hat diese 9 Streckenabschnitte für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN untersucht. Insgesamt gibt es dort 154 Bahnübergänge. Ein besonders großes Problem insbesondere für Fußgänger und Radfahrer stellen Bahnübergänge dar, bei denen drei oder vier Gleise gequert werden müssen. Im Besonderen sind hier die Streckenabschnitte Berlin - Königs Wusterhausen und Berlin - Strausberg zu nennen, wo eine ganze Reihe von Bahnübergängen über vier Gleise führen.
„Bahnübergänge unterbrechen den Verkehrsfluss und sind mit einem modernen Verkehrswegenetz nicht vereinbar. Doch die Landesregierung vernachlässigt dieses Problem. Im Landesnahverkehrsplan 2018 wird es kein einziges Mal angesprochen“, kritisierte der verkehrspolitische Sprecher der bündnisgrünen Landtagsfraktion Michael Jungclaus. Die Beseitigung von Bahnübergängen durch Untertunnelung oder Überführungen sei in den meisten Fällen zwar auch eine kommunale Angelegenheit. Angesichts der vielen Bahnübergänge im Land handle es sich aber um ein strukturelles Problem, bei dem die Landesregierung handeln müsse.
Nicht für alle Bahnübergänge sei ein kurzfristiger Ersatz durch teure Tunnel oder Überführungen realistisch, sagte Michael Jungclaus. Prioritär sei, dass Fußgänger und Radfahrer möglichst keine Bahnübergänge mit zwei und mehr Gleisen mehr überqueren müssen. Hier sei vorrangig auf Untertunnelungen mit Rampen zu setzen, wodurch Störungen wie bei Fahrstühlen ausgeschlossen werden.
Michael Jungclaus forderte, die Landesregierung müsse bei ihrer Bestandsaufnahme auf die mit den Taktverdichtungen verbundenen Auswirkungen auf die Schrankenschließzeiten eingehen. Er forderte sie zudem auf, in enger Absprache mit den Kommunen eine Prioritätenliste zu erstellen, wo Brücken oder Unterführungen nötig wären. Die Landesregierung solle einen entsprechenden Plan mit Zeitschiene und finanziellen Mitteln erarbeiten. Bei Landesstraßen müsse der Ersatz von Bahnübergängen, die über drei oder mehr Gleise führen, durch Brücken und Tunnel vor anderen Straßenausbaumaßnahmen Priorität haben. Für Kreisstraßen und kommunale Straßen forderte Michael Jungclaus ein Sonderprogramm des Landes.
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>> Studie: Werden Bahnübergange zur Wachstumsbremse des Schienenverkehrs? (pdf-Datei)