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Rede im Landtag: Bericht der Beauftragten für Menschen mit Behinderungen

- Es gilt das gesprochene Wort!

- Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Präsidentin, Kolleginnen und Kollegen, liebe Mitmenschen in Brandenburg, es ist ein gehaltvoller Bericht, der von der Landebehindertenbeauftragten erarbeitet worden ist. Unmöglich, auf alles einzugehen.

Die wichtige Vorbemerkung: Es ist einiges in Brandenburg vorangekommen. Das ist gut. Aber insgesamt sehen wir in Deutschland nach wie vor nicht gerade sonderlich gut aus, was die Umsetzung der Behindertenrechtskonvention der UNO betrifft. Es gibt also amtlich noch viel zu tun.

Beispiel Schulbildung, dem Bericht zu entnehmen: 41 Prozent der Brandenburger Schulen verfolgen einen inklusiven Ansatz. Ist das viel? Wenig? Fakt ist, dass die Doppelstruktur von Inklusionsschulen und Förderschulen noch sehr fest im Brandenburgischen verankert ist. Obwohl es ein Konzept der Landesregierung zu Gemeinsamem Lernen in der Schule gibt.

Beispiel Barrierefreiheit, die ja enorm viele Facetten hat.

Leichte Sprache wäre eine davon. Ich war dabei, als 2022 in den Teltower Werkstätten Zertifikate von Janny Armbruster vergeben wurden. An „Die Controletti“, Menschen mit Einschränkungen, die ihr Prüfbüro einweihten. Es war großartig. Und ich bekam gleich mal mitgeteilt, dass das, was auf meiner Homepage angeblich in Einfacher Sprache zu lesen war, nicht auf große Begeisterung stieß. Ich ließ alles nochmal von denen, die im Prüfbüro arbeiten, überprüfen. An solche Dinge wird noch viel zu wenig gedacht. Aber mehr als noch vor Jahren.

Barrierefreiheit, zweite Facette: die Schaffung einer Gruppe, die definiert, was eine barrierefreie Wohnung ist. Sehr, sehr wichtig, wie ich finde! Und wirklich was fürs praktische Leben.

Was mich erschütterte: Dass Frauen mit Behinderungen noch viel stärker als andere Menschen mit Gewalt konfrontiert werden. Weshalb es enorm wichtig ist, dass es nun Frauenbeauftragte in Einrichtungen der Eingliederungshilfe geben muss. Ein enorm wichtiger Schritt.

Was auch im Bericht steht: eine Reform der Werkstätten muss eingeleitet werden. Eigentlich, so sagt es das Gesetz, ist eine Werkstatt als Reha gedacht, die vorbereiten soll auf den 1. Arbeitsmarkt. Für die meisten Menschen mit Behinderungen ein frommer Wunsch, nur etwa 1 Prozent schafft diesen Weg. Heißt das, dass 99 Prozent nicht in der Lage wären? Nein, das heißt es eben nicht!

Wir alle, ich muss es durchaus selbstkritisch sagen, sind Teil des Problems. Wir könnten aber auch Teil der Lösung sein. Indem wir uralte Pfade verlassen und wirklich mehr tun für das Entstehen einer inklusiven Gesellschaft. Der Bericht der Landesbeauftragten zeigt uns, was sich verbessert hat, vor allem aber eben auch die vielen Möglichkeiten, die noch ungenutzt sind.

Und übrigens: Falls hier im Saal oder in irgendeinem Unternehmen, in irgendeiner Behörde, in irgendeiner Kita oder Schule immer noch jemand sein sollte, der oder die denkt: was geht mich das alles an… Nur etwa 4 Prozent aller Behinderungen sind angeboren. Nur 4 Prozent! Was im Umkehrschluss heißt: 96 Prozent von uns allen erwerben im Verlaufe des Lebens eine Behinderung. Manche sind dann noch jung, andere älter.

Ich danke Janny Armbruster für die Arbeit und wünsche uns allen noch viel mehr Inklusion.

Weiterführende Informationen

Rede zu: Bericht "Bericht der Beauftragten der Landesregierung für die Belange der Menschen mit Behinderungen" (TOP 18 der 107. Plenarsitzung)