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Rede im Landtag: Bericht zur 7. Neuorganisation des Landesbetriebs Forst Brandenburg und Umsetzungsbericht

- Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen,

Die Sonder - Agrarministerkonferenz hat sich diese Woche mit dem Thema Wald befasst. 12,5 Milliarden Euro Schaden im deutschen Wald innerhalb der letzten drei Jahre - Das ist eine alarmierende Bilanz. Zunehmende Wetterextreme wie Dürre, Stürme und lokale Starkregen sind die Ursachen.

Nicht nur die Verluste in der Forstwirtschaft – auch der zunehmende Verlust an Biodiversität – fordern uns heraus. Dabei brauchen wir dringend intakte, klimastabile und artenreiche Wälder - für die Speicherung von CO2, als Kühlzellen in der Landschaft, für die Grundwasserneubildung und als Lebens- und Erholungsraum. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft will nun auf die besorgniserregende Waldentwicklung mit einer gezielten Honorierung von Klimaschutz- und Biodiversitätsleistungen reagieren, die über die üblichen Zertifizierungen PEFC und FSC hinausgehen. Aber Geld allein reicht nicht.

Die in Aussicht gestellten Fördermittel müssen auch abgefordert und sinnbringend umgesetzt werden – sowohl im Landeswald als auch auf privaten, kommunalen und sonstigen Waldflächen. Mit der Neuorganisation des Landesforstbetriebes wird ein wesentlicher Grundstein dafür gelegt, die Waldwirtschaft der Zukunft auf die Entwicklung des Klimawaldes auf ganzer Fläche auszurichten. Die flächenidentische Zuordnung der 14 künftigen hoheitlichen Forstämter zu den Landkreisen wird Synergieeffekte für enge Kontakte bei der Waldentwicklung und im Fall der Waldbrandvorsorge und -bekämpfung haben. Und es ist besonders wichtig, dass es für die Kreisverwaltungen konkrete Ansprechpartner in der Forstwirtschaft gibt. Darauf haben wir auch im parlamentarischen Raum Wert gelegt.

Der entscheidende Fakt der Forstreform ist jedoch, dass es gelungen ist, die Spirale der weiteren Personalkürzungen aus den vorangegangenen Jahren zu stoppen und diese Entwicklung umzukehren. Die ursprüngliche Zielzahl von 1.150 Personalstellen wurde auf 1300 Stellen angehoben und für das Jahr 2022 konnte bereits ein Einstellungskorridor von 55 Stellen festgemacht werden. Wir läuten damit eine Verjüngungskur für den Landesforstbetrieb ein, auch wenn diese Entwicklung erst in ein paar Jahren richtig greifen wird. Aber die Richtung stimmt!

Besonders wichtig ist aus meiner Sicht jetzt, die Kolleginnen und Kollegen im Landesforstbetrieb für die anstehenden Transformationsprozesse zu motivieren. Wir dürfen nicht vergessen, dass die zurückliegenden Forstreformen auch vielerorts zu Demotivation und Resignation geführt haben, die besonders bei den älteren Försterinnen und Förstern ausgeprägt sind. Aber gerade diese Kolleg*innen sind mit ihrem Erfahrungsschatz besonders wichtig in den nächsten Jahren, um die neue Generation der - ich sag mal „Klima-Förster*innen“ – an die anspruchsvollen Aufgaben heranzuführen. Wichtig ist auch, mittel- und langfristig für Nachwuchs im Forstbereich zu sorgen. Und da kommen die Waldschulen ins Spiel, die mit ihren waldpädagogischen Angeboten das Interesse für die grünen Berufe wecken. Die Erhaltung aller Waldschulen und das flächendeckende Angebot in allen Landkreisen ist eine wichtige Investition in die Zukunft.

Nun noch ein Wort zum Antrag der AfD, der darauf ausgerichtet ist, die Verfügbarkeit von hochwertigem Forstvermehrungsgut durch die Anlage von neuen Saatgutplantagen zu steigern. Ich nehme an, sie meinen Samenplantagen. Das wäre jedenfalls der entsprechende Begriff im Forstgutvermehrungsgesetz. Je eine Samenplantage pro Hauptbaumart soll in den nächsten fünf Jahren angelegt werden, je 1,5 Hektar groß und mit ca. 50 Klonen in fünffacher Wiederholung bepflanzt. Ich nenn das mal Aktionismus. Woher sollen wir wissen, welche Klone die richtigen für den Klimawald der Zukunft sind? Ich denke, da ist über die Zeit erst mal viel Forschungsarbeit nötig. Da wird man auch mit ausländischen Arten und Sorten experimentieren müssen, die Trockenheit und Spätfröste gut verkraften. Und wenn das Saatgut dann vornehmlich benutzt wird, um Pflanzen in Baumschulen zu ziehen, kann das auch zu Fehlinvestitionen führen. Wir wissen ja, dass Pflanzgut lange nicht so eine hohe Anpassungsfähigkeit und Widerstandskraft hat wie Naturverjüngung. Sicher muss man dort pflanzen, wo keine geeigneten Überhälter für die Naturverjüngung vorhanden sind und wo mit klimaangepassten Arten und Sorten experimentiert werden soll. Aber im Großteil der 1,1 Millionen Hektar Waldfläche des Landes sollte aus ökonomischen und ökologischen Gründen die Naturverjüngung den Vorrang haben.

Zu einer Begründung und Entwicklung klimastabiler Wälder gehört dann aber auch eine angemessene Schalenwilddichte. Und die gibt’s nur mit einer beherzten Jagd. Aber darüber reden wir morgen. Den Antrag der AfD lehnen wir jedenfalls ab.

Danke für die Aufmerksamkeit!

Weiterführende Informationen

Rede zu: Bericht "Bericht zur 7. Neuorganisation des Landesbetriebs Forst Brandenburg und Umsetzungsbericht" (TOP 10 der 68. Plenarsitzung)