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Isabell Hiekel spricht zu: Brandenburgs Wildbestände schützen: Waldumbau nachhaltig denken und Ökosysteme in ihrer Vielfalt erhalten

- Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren an den Bildschirmen,

Die Entwicklung klimaresilienter, standortgerechter und altersmäßig gut durchmischter Wälder ist eine überaus wichtige Aufgabe für unsere und die kommenden Generationen. Aber - wir haben ein Verjüngungsproblem, das sich durch die klimabedingten Schäden jetzt zusätzlich vergrößert. Dieses Problem besteht vor allem, weil insbesondere junge Laubbäume bei den zumeist überhöhten Schalenwildbeständen in unseren Wäldern keine Chance haben.

Die Jagdstreckenentwicklung des Schalenwilds ist seit 1957 in Brandenburg nachweislich gestiegen. Allein für Rot,- Damm- und Rehwild haben sich die Abschüsse in den letzten 70 Jahren kontinuierlich von ca. 10.000 auf ca. 80.000 erhöht. Diese Zahlen belegen einen steigenden Schalenwildbestand, denn was nicht da ist, kann nicht geschossen werden.

Zurück zum Wald und die notwendige Naturverjüngung: Sobald die kleinen selbst ausgesamten Laubbäume ca. 30 cm hochgewachsen sind, werden sie von Rot-, Reh und Dammwild verbissen. Immer wieder. Manche der kleinen Eichen oder Buchen sehen aus wie Bonsai. Und ich sage Ihnen, wenn Bäume schreien könnten, gäbe es keine Spaziergänger mehr in den unseren Wäldern, weil nämlich das Wimmern der vielen kleinen verbissenen Laubbäumchen nicht auszuhalten wäre. Wenn mehr als 20 – 40 % der Jungbäume verbissen werden, gibt es keine adäquate Naturverjüngung. Dabei haben gerade die selbst ausgesamten Pflanzen viel bessere Überlebenschancen in Zeiten des Klimawandels.

Eine Eiche zum Beispiel entwickelt im ersten Lebensjahr eine Wurzel von einem Meter Länge und kann sich dadurch viel größere Ressourcen an Wasser und Nährstoffen erschließen als Pflanzmaterial, das durch die Baumschulen bereitgestellt wird. Aber ohne Zäunung hat so eine kleine Eiche in unseren Wäldern kaum eine Chance. Es sei denn, sie wächst z.B. im Landeswald der Rochauer Heide bei Luckau. Dort wird nämlich effektiv gejagt, nicht nur auf Trophäenträger. Dort wachsen die Laubbäume auch ohne Zaun! Dort kann sich ein klimastabiler, standortgerechter Wald entwickeln.

Außerdem: Zäunung ist teuer. 30 € pro laufenden Meter. Oder anders gesagt: kleinflächiger Waldumbau mit Zäunen und Pflanzungen ist mit Kosten von ca. 10.000 €/ha sehr teuer und wenig flächenwirksam. Und wir haben ca. 1,1 Millionen ha Wald im Land. Also: Der dringend notwendige Waldumbau führt an der Förderung von Naturverjüngung ohne Zäunung nicht vorbei - und erfordert Schalenwildbestände, die sich an Vegetationsgutachten und Verbissquoten orientieren.

Also, was soll dieser Antrag der AfD zum Schutz von Brandenburgs Wildbeständen? Wenn hier was geschützt werden muss, dann die Naturverjüngung – und zwar vor dem Schalenwild! Dass wir Ihren Antrag ablehnen, dürfte klar sein.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!