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Carla Kniestedt spricht zu: Ergebnisse der Bund-Länder-Runde zur weiteren Bekämpfung der Corona-Pandemie

- Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Präsidentin, Kolleginnen und Kollegen,

es geht um Fachkräfte in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Wichtig, ohne Frage. Kurz zum Änderungsantrag der AfD. Mal abgesehen davon, dass wir nicht mal eben festlegen können, für welche Frist wer Dienstpläne im Krankenhaus erstellt: sie fordern 4 Wochen im voraus. Hätten Sie sich mal in Kliniken schlau gemacht wüssten Sie, dass Betriebsräte 8 Wochen im voraus für angemessen halten.

Und so könnte ich jetzt alles durchgehen, was Sie an Vorschlägen machen. Übrigens, am Anfang ihres Antrages schreiben Sie von der Unzufriedenheit mit Arbeitsbedingungen, die unter anderem in hohen Teilzeitbeschäftigungen münden würden.

Gerade heute haben Sie geradezu unfassbares geredet, als wir über Gleichberechtigung und die strukturellen Nachteile für Frauen sprachen. Teilzeit ist nicht immer der Wunsch der Frauen. Sie ist häufig Ergebnis von Entscheidungen, die zu tun haben mit den vielen anderen Aufgaben, die viele Frauen, möglicherweise Alleinerziehende sonst noch so erfüllen.

Abgesehen von all den einzelnen Punkten ihres Antrags, natürlich, und das ist leider keine neue Erkenntnis, muss viel geschehen, um tatsächlich die Arbeitsbedingungen deutlich zu verbessern. Was man auf Landesebene kann – Ausbildung deutlich stärken und verbessern, sich um Fachkräfte bemühen usw. – auch das ist Bestandteil des Pakts für Pflege, den wir beschlossen haben. Eben weil wir erkannt haben, dass viel passieren muss. Auf allen Ebenen.

Liebe LINKE, ich kann den Grundgedanken, der Sie umtreibt, sehr nachvollziehen. Die Sorge um Überlastung gerade in diesen sehr besonderen Zeiten einer Pandemie. Überlastung der Schwestern und Pfleger auch und gerade, was psychische Auswirkungen von andauernder Anspannung über Monate hinweg betrifft. Das kann krank machen, das kann dazu führen, das Menschen nicht mehr können. Aber, und nun kommt das ganz große aber: Sie wollen ein mobiles Seelsorgeteam vom Land aufbauen lassen, dass in Krisensituationen auftaucht und hilft. Wissen Sie, Sie unterschätzen ganz offenbar, dass die Einrichtungen nicht erst seit Corona sehr wohl darauf eingestellt sind, Mitabeitenden zur Seite zu stehen in Extremsituationen. Ein paar Beispiele……

Alle, die im medizinischen, im pflegerischen Bereich tätig sind wissen um die wichtige Aufgabe Supervision, psychologische Betreuung. Weil in Zeiten dieser Pandemie zwar tatsächlich besonders belastende Momente auftreten. Aber zu tun haben Pflegerinnen und Pfleger, Ärztinnen und Ärzte, Schwestern – eigentlich alle mit Grenzsituationen in ihrem gesamten beruflichen Leben. Und der Umgang damit ist Bestandteil der ganz regulären Ausbildung.

Wie gesagt, ich verstehe Ihr Anliegen. Bin aber ziemlich sicher, auch wenn das jetzt gerade nicht so wahnsinnig aufregend klingt: Wir alle sollten daran arbeiten, wirklich zu kämpfen für strukturelle Veränderungen in Sachen Pflege, Vergütung und Arbeitsalltag derer, die wir vermutlich alle irgendwann im Leben mal brauchen.

Ablehnung.