- Es gilt das gesprochene Wort!
„Krankenpflege ist keine Ferienarbeit. Sie ist eine Kunst und fordert, wenn sie Kunst werden will, eine ebenso große Hingabe, eine ebenso große Vorbereitung wie das Werk eines Malers oder Bildhauers.“
Sage nicht ich, sagte eine Frau, die noch heute als Begründerin der modernen Krankenpflege gilt, Florence Nigthingale. In diesem Jahr wurde ihr 200. Geburtstag begangen. Leider und irgendwie auch passend in diesem von Corona bestimmten Jahr, nicht so öffentlichkeitswirksam, wie es nötig gewesen wäre.
Aber, und insofern hatte die WHO geradezu hellseherische Fähigkeiten, sie hat 2020 zum Jahr für die Pflegenden ausgerufen. Um deutlich mehr Aufmerksamkeit auf diesen Bereich zu lenken, weltweit. In Brandenburg ist dieser Ruf angekommen. Schon vorher. Im Koalitionsvertrag wurde, und das finde ich außerordentlich bemerkenswert, kaum ein Bereich so ausführlich behandelt, wie die Pflege. 30 Millionen Euro sollten Jahr für Jahr dafür ausgegeben werden. Ganz so viel wird es nicht, aber ich danke der Gesundheitsministerin ausdrücklich, die, von allen Koapartnern im Gesundheitsausschuss unterstützt, hartnäckig gekämpft hat für dieses zentrale Projekt der nächsten Jahre. Mehr als 22 Millionen Euro werden zur Verfügung stehen.
Worum geht es? In Brandenburg leben mindestens um die 130 000 pflegebedürftige Menschen. Damit liegt ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung bei mehr als 6 Prozent und damit weit über dem Bundesdurchschnitt. Und diese Zahlen steigen. Zugleich geht die Zahl derer, die pflegen können, zurück. Auch weil es einfach insgesamt weniger Menschen gibt, die erwerbstätig sind. Aber auch, weil diese Berufe ausgesprochen fordernd sind und viele, zu viele, zu früh aussteigen.
Wir stehen also vor einer großen sozialpolitischen Herausforderung, die dringend angegangen werden muss. Weil es sich einfach gehört, dass Menschen, die aus welchen Gründen auch immer – nur einer ist das hohe Lebensalter – Pflege brauchen, sie bekommen. Ohne Wenn und Aber.
Im Koalitionsvertrag heißt es: Die Pflege der Zukunft ist eine Pflege im Quartier, sie ist nur durch gemeinsames Handeln aller Akteurinnen und Akteure im Sozialraum möglich. Liebe LINKE, insofern ist ihr Entschließungsantrag unnötig, denn er ist im Grunde eine Blaupause dessen, was wir nun im Pakt für Pflege auf den Weg bringen werden. Und im Grunde ihres Herzens, Ronny Kretschmer, wissen Sie das auch sehr genau. Ich bin ja geradezu begeistert, wie sehr unser Antrag ihren Vorstellungen entspricht! Es geht genau darum, im gesamten Land wohnortnahe Beratung und Betreuung zu ermöglichen. Es geht genau darum, dass Kommunen Pflegestrukturbedarfsplanungen erarbeiten, weil sie selbst am besten wissen, wo es fehlt. Und ja, genau, es geht um Prävention, um Netzwerke, um Vermeidung von Pflege. Kurz und knapp gesagt: alles, was Sie in ihrem Entschließungsantrag fordern, steckt im Pakt für Pflege schon drin.
Der Pakt für Pflege mit seinen vier Säulen ist über weite Teile einer, der Schwerstpflegebedürftigkeit möglichst vermeiden, verringern oder doch zumindest weit verschieben wird, es geht um Lebensqualität aller, die der Pflegebedürftigen, die der pflegenden Angehörigen, um Wertschätzung der professionell Pflegenden
Der Pakt für Pflege wird die Akteure vor Ort stärken, wird dafür sorgen, dass Pflege im Quartier ausgebaut werden kann.
Der Pakt für Pflege wird Familien und andere Angehörige, die nach wie vor den größten Teil dieser wichtigen, kräftezehrenden Arbeit machen, effektiv entlasten. Durch Ausbau von Kurzzeit- und Tagespflege zum Beispiel.
Ziel ist ein sinnvolles Zusammenspiel aller, die sich dieser Aufgabe stellen. Über allem steht, dass Menschen in vertrauter Umgebung bleiben können, solange es irgend geht, dass Familien nicht bis zur Erschöpfung sorgen, sondern als Unterstützung die Bausteine bekommen, die sie brauchen.
Von professionellen Pflegenden. Die deutlich mehr Wertschätzung bekommen müssen und werden. Was das Land machen kann, ist im Pakt für Pflege festgehalten: Ausbildung stärken, Träger unterstützen, Arbeitsbedingungen zu verbessern, ausländische Berufsabschlüsse schneller anerkennen.
Dazu gehört auch, auf Bundesebene weiter wirklichen Druck zu machen, damit allgemeinverbindliche Tarifverträge zustanden kommen, damit die Pflegeversicherung umgebaut wird und in Zukunft die Beiträge, die Menschen zu zahlen haben, wenn sie in ein Heim kommen oder im betreuten Wohnen leben wollen, nicht ins utopische steigen.
All das haben wir als Aufgabe in unserem Antrag formuliert. Schnell wird das nicht gehen. Aber wann, wenn nicht jetzt, in diesen Zeiten, da uns allen, auch denen, die glücklicherweise nicht oder noch nicht betroffen sind so klar geworden ist, wie ungeheuer wichtig für wirklich menschliche Zuwendung Pflegende sind, egal ob Familien oder Profis, also wann, wenn nicht jetzt, sollten wir ernst machen.
Mit einem Zitat von Florence Nightingale bitte ich Sie alle dringend um Zustimmung zu unserem Antrag. Sie sagte mal: „Gäbe es niemanden, der unzufrieden wäre mit dem, was er hat, würde die Welt niemals besser werden.“ Wir werden vielleicht nicht gleich die ganze Welt, aber diesen Teil des Lebens, besser machen.
Vielen Dank.