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Rede im Landtag: Energiepotenzial des Brandenburger Waldes zukünftig in-tensiver nutzen

- Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen,

die AfD will mit ihrem Antrag das Energiepotenzial des Brandenburger Waldes zukünftig intensiver nutzen und bezieht sich dabei auf den Landtagsbeschluss zur Erarbeitung der Biomassestrategie.

Nur, steht von einer intensiven Nutzung des Waldes gar nichts im zitierten Landtagsbeschluss! Wenn ich mal zitieren darf. Da heißt es unter anderem „Eine besondere Zielstellung ist dabei, Kohlenstoff in den verschiedensten Stoffkreisläufen über die bisherigen Absatzwege hinaus langfristig beziehungsweise dauerhaft zu binden.“ – also nicht zu verbrennen!

Oder zur energetischen Nutzung heißt es: „Neue Technologien zur stofflichen und energetischen Nutzung von Biomasse von Acker-, Grünland- und Moorflächen oder tierischen Produkten, die Entwicklung neuartiger Baustoffe und Verpackungsmaterialien oder die Entwicklung industriell gefertigter Formteile zeigen das überaus große Potenzial der Bioökonomie auf.“ Hier steht nichts von Holz.

Was lehrt uns das: wenn man Beschlüsse der Koalition verwendet, sollte man sie vorher gelesen und verstanden haben.

Und auch andere zitierte Quellen, wie die dritte Bundeswaldinventur von 2012 oder die Kohlenstoffinventur von 2017 sollte man sich auf ihre Aussagen hin genauer anschauen. Sicher war der Holzvorrat 2017 auf Rekordniveau, wie im Antrag aufgeführt. 6 % mehr Holzvorrat als 2012, etwa 3,9 Milliarden Kubikmeter waren es insgesamt 2017. Dieser Wald hat die Atmosphäre jährlich um 62 Millionen Tonnen CO2 entlastet. Das sind 7 % aller Emmissionen in Deutschland gewesen. Das war 2017, vor den Dürrejahren, Seitdem sind riesige Fichtenbestände abgestorben. Und nicht nur die Fichten auf den für diese Baumart ungeeigneten Standorten hat es getroffen, auch alte Buchen und bei uns auch die Kiefern.

Und das Waldsterben ist längst nicht vorbei. Der Boden ist inzwischen vielerorts so tief ausgetrocknet, dass die Baumwurzeln weder Wasser noch Halt finden. Bei jedem kleinen Sturm fallen wieder Bäume. Unsere Sorge besteht in dieser Zeit darin, den Wald überhaupt zu erhalten, statt die energetische Nutzung anzufeuern. Wir brauchen den Wald für den Wasserrückhalt, für die Bildung von gesundem Grundwasser, als Kühlzellen in der Landschaft, als Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere und als Erholungsraum für den Menschen.

Und natürlich brauchen wir den Wald auch als Holzlieferanten, aber nicht vordringlich für die energetische Nutzung! Die Zielrichtung muss sein, Holz zu gebrauchen, statt es energetisch zu verbrauchen. Denn der Wald entfaltet seine Senkenfunktion in Bezug auf die Treibhausgase vor allem, wenn wir das Holz für Bauzwecke gebrauchen und den Kohlenstoff damit für lange Zeit festlegen.

Grundsätzlich sollte Holz im Sinne der Kaskadennutzung in zeitlich aufeinanderfolgenden Schritten so lange, so häufig und so effizient wie möglich stofflich genutzt werden und erst am Ende des Produktlebenszyklus sollte dieser Rohstoff energetisch verwendet werden. Denn energetisch genutztes Holz gibt den Kohlenstoff sofort wieder in die Atmosphäre ab und ist damit zwar klimaneutral aber zur Bewältigung der Klimakrise wenig hilfreich.

In der Realität wird gegenwärtig ca. 1/3 des in Deutschland geschlagenen Holzes verbrannt, 60 Millionen Kubikmeter im Jahr. Damit stehen die großen Biomassekraftwerke inzwischen bei den Umweltverbänden und auch im Bündnisgrünen Kontext in der Kritik.

Im Gegensatz dazu sehen wir private Holzheizungen in waldreichen Regionen Brandenburgs differenzierter. Insbesondere die modernen Holzvergaser mit hohem Wirkungsgrad und kontrolliertem Schadstoffausstoß sollten ihren Platz bei der dezentralen Wärmeversorgung im ländlichen Raum haben.

Die energetische Holznutzung führt hier auch dazu, dass sich Kleinstwaldbesitzende zunehmend mit ihrem Eigentum befassen, Durchforstungen vornehmen und im besten Fall Waldumbau mit fachlicher Beratung durchführen. Ein Effekt, den wir angesichts den großen Bedarfs an Waldumbau, gerade im Privatwald nur befürworten können. Wegen der Energiekrise besinnen sich gerade jetzt viele Waldbesitzende wieder auf ihr Eigentum und angesichts der steigenden Gas- und Energiepreise bedarf es gegenwärtig kaum einer von Landesseite gesteuerten Mobilisierung von Waldbesitzenden zur Holzwerbung.

In Summe der Argumente können wir den Antrag der AfD getrost ablehnen.

Danke für die Aufmerksamkeit!

Weiterführende Informationen

Rede zu: Antrag "Energiepotenzial des Brandenburger Waldes zukünftig in-tensiver nutzen" (TOP 16 der 71. Plenarsitzung)