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Rede im Landtag: Freiwillige forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse stärken und ihre Attraktivität für private Waldbesitzende steigern

- Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen,

Dass der Klimawandel dem Wald zusetzt ist inzwischen eine Binsenweisheit. Temperaturerhöhung und Trockenheit schwächen die Bäume und machen sie anfälliger für Schaderreger. Nicht nur einzelne Bäume sterben ab, sondern ganze Wälder – auch in Brandenburg.

Hier muss unbedingt gegengesteuert werden, nicht nur, weil wir den Wald als grüne Lunge, als Lebensraum und CO2-Senke brauchen, sondern auch für die Holzproduktion.

Holz wird als nachwachsender Rohstoff immer mehr gefragt - vor allem in der Bauwirtschaft. Professor Schellnhuber hat kürzlich in der RBB-Reportage „Ware Wald“ von der „Bauwende“ gesprochen. Holz spielt dabei große Rolle als Baustoff, mit dem wir CO2 langfristig binden können - im Gegensatz zu herkömmlichen Baustoffen wie Zement.

Die Bauwende muss also mit einer Waldwende einher gehen, um den künftigen Bedarf an Holz zu decken, ohne dabei die anderen Funktionen des Waldes für das Klima, den Naturhaushalt, die Tier- und Pflanzenwelt und als Erholungsraum zu vernachlässigen.

Das gilt eben nicht nur für den Landeswald, der nur knapp ein Drittel unserer brandenburgischen Waldfläche ausmacht. Das muss auch für den Wald in den Händen der anderen Waldbesitzenden gelten. Und da tut sich ein Problem auf.

Von den ca. 100.000 Privatwaldbesitzenden bewirtschaften rund 94.000 Kleine Waldflächen bis zu 10 Hektar. Das ist für die Waldbesitzenden mit hohem Aufwand verbunden, der nicht in einem guten Verhältnis zum Erlös steht. Und dann kommen noch die Fragen des notwendigen Waldumbaus hinzu, um den Wald unter den Bedingungen des Klimawandels überhaupt zu erhalten und ihn für die Holzproduktion nachhaltig nutzen zu können.

Hier sind ökologisches und waldbauliches Fachwissen sowie Strukturen zur effizienten und nachhaltigen Waldbewirtschaftung und Holzvermarktung gefragt. Freiwillige Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse wie Forstbetriebsgemeinschaften bieten solche effizienten Strukturen.

Aber: diese sind in Brandenburg nur schwach ausgeprägt. Nur knapp jeder sechste Waldbesitzende ist in einer der rund 270 Forstbetriebsgemeinschaften organisiert, die insgesamt wiederum nur knapp ein Viertel des Privatwaldes bewirtschaften. Das ist in unserem Fachgespräch im Januar deutlich geworden und das soll sich ändern. Wir fordern daher die Landesregierung auf, die Bildung von forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen intensiver zu fördern und ihre Arbeit verstärkt zu unterstützen.

Die LINKE möchte unseren Antrag ergänzen, indem sie unter anderem fordert, die Fördermittelverwaltung und -bearbeitung nicht an die ILB zu übertragen, sondern in vollem Umfang beim Landesforstbetrieb zu belassen. Aber die Übertragung an die ILB ist ein finanziell wichtiger Bestandteil im Mosaik der Forstreform. Und wenn es Probleme bei der Bearbeitung durch die ILB geben sollte, müssen diese mit der Leitung dort geklärt werden und nicht dadurch, dass man diese Behörde nicht nutzt. Wir werden dem Antrag schon deshalb nicht zustimmen.

Aber zurück zu den forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen. Im Zuge der Umsetzung der Forstreform sollen in den künftigen 14 Forstämtern Strukturen geschaffen werden, um Forstbetriebsgemeinschaften hinsichtlich ihrer Belange besser zu beraten und zu fördern. Neben der Vereinfachung der Antragstellung für deren Gründung soll mit einer Aufklärungskampagne über den Zweck und die Vorteile von Forstbetriebsgemeinschaften informiert werden. Hierbei soll auch der verbesserte Schutz des persönlichen Eigentums der Privatwaldbesitzer herausgestellt werden, der mit der gemeinschaftlichen Bewirtschaftung von Waldflächen verbunden ist.

Denn eine fachgerechte Waldbewirtschaftung unter Ausnutzung der gegebenen Fördermöglichkeiten für den Waldumbau, die Schadensbeseitigung und den Vertragsnaturschutz bringt Vorteile in Hinblick auf die Steigerung der Resilienz des Waldes gegenüber Schaderregern und die Auswirkungen des Klimawandels.

Aber, meine Damen und Herren, damit ist es nicht getan, wenn es um den Schutz und die klimagerechte Entwicklung des privaten und kommunalen Waldeigentums geht. Dazu gehört ebenso die Ermöglichung von Naturverjüngung und Aufwuchs von Pflanzungen ohne teure Zäunung. Wie einige Projekte zeigen, ist das möglich - durch eine an der Verbissrate orientierte effektive Jagd.

Regelungen im aktuellen Jagdgesetz stehen dem jedoch entgegen. Mit der Novellierung des Jagdgesetzes wollen wir auch für die Kleinwaldbesitzer die Chancen zum Schutz ihres Eigentums verbessern. In diesem Kontext freue ich mich auf konstruktive Diskussionen zum Entwurf des neuen Jagdgesetzes in den nächsten Monaten.

Aber zunächst bitte ich um Unterstützung der Kleinwaldbesitzer in Bezug auf die Förderung der Forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse durch Zustimmung zu unserem Antrag. Danke für die Aufmerksamkeit!

Weiterführende Informationen

Rede zu: Antrag "Freiwillige forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse stärken und ihre Attraktivität für private Waldbesitzende steigern" (TOP 4 der 65. Plenarsitzung)