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Rede im Landtag: Für den Wald der Zukunft: Ein „Aktionsplan Waldumbau“ für Brandenburg

- Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Zuschauer*innen auf der Tribüne und an den Bildschirmen,

„Der Wald steht still und schweiget“ Heißt es in einem alten deutschen Volkslied. Dabei müsste der Wald schreien vor Schmerz, denn es geht ihm nicht gut.

Der letzte Waldzustandsbericht hat es wieder deutlich gemacht: 20 % der Probebäume sind deutlich geschädigt. Nur noch 8 Prozent unserer Bäume zeigen keine sichtbaren Schäden. Bei unserer Hauptbaumart, der Kiefer sind nur noch 5 % gesund.

Und dabei ist der Wald unser wichtigster CO2-Speicher bei der Bekämpfung der Klimakrise. Mit Waldwachstum binden wir Kohlenstoff und können ihn lange festhalten.

Wald ist auch Wasserspeicher, hauptsächlich unter Wald bildet sich gesundes Grundwasser für die Trinkwasserversorgung. Wälder sind Kühlzellen in einer sich immer weiter erhitzenden Landschaft – und damit auch wichtige und beliebte Erholungsräume.

Wald ist Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren, nicht nur für das jagbare Wild!

Wald ist also keine Ansammlung von Bäumen sondern viel mehr.

Und hier tut sich die große Schere auf. Denn unser Wald soll neben diesen wichtigen Funktionen zunehmend auch noch Rohstofflieferant sein.

Derzeit werden 51 % des eingeschlagenen Holzes als Schnittholz verwendet. Und mit der Holzbauoffensive, wollen wir klimaschädliche Baustoffe zunehmend durch Holz ersetzen.

Aber ist das noch realistisch? - Unser Wald ist in Gefahr, • durch Vitalitätsverluste wegen zunehmender Trockenheit, Hitze und Verlängerung der Vegetationsperiode • durch zunehmende Flächenkonkurrenz mit Industrie-, Gewerbe- und Siedlungsflächen sowie Verkehrsanlagen • durch zunehmende Waldbrandereignisse

Wald und Bäume kommen ans Limit und wir müssen gegensteuern.

Insofern bin ich der LINKEN dankbar für die Initiative mit ihrem Antrag zum Aktionsprogramm Waldumbau. Aber die hier erhobenen Forderungen reichen nicht aus. Wir haben den Antrag deshalb um wesentliche Teile erweitert und als Beschlussempfehlung des ALUK hier eingebracht:

Was ist zu tun?

Erstens: Das Waldgesetz muss novelliert werden. Es müssen bessere Rahmenbedingungen geschaffen werden, um den Klimaschutz durch Waldwachstum zu unterstützen und die Gratis-Ökosystemleistungen des Waldes zu fördern.

Zweitens: Wir müssen unseren Wald erhalten! Die letzten Jahre haben gezeigt, wie schnell wir Wald verlieren - durch Brände und Trockenheit.

Wir müssen unsere Hände schützend über den Wald halten, der jetzt noch da ist, CO2 bindet und gratis die Ökosystemleistungen erbringt, auf die wir Menschen dringend angewiesen sind.

In Zukunft darf Wald für Siedlungs- Gewerbe- und Verkehrsflächen nur noch gerodet werden, wenn es wirklich keine Flächen-Alternative dafür gibt.

Denn wenn ich einen erwachsenen Wald rode und andernorts wieder anpflanze, braucht es eben 80 Jahre, bis er die volle Leistung für die CO2-Bindung und als Wald-Ökosystem wieder erreicht.

Also: Neue Gewerbe- und Siedlungsgebiete gehören nicht in den Wald!

Drittens: Wir dürfen auch keinen Wald mehr durch Waldbrände verlieren! Wir müssen die Waldbrandvorsorge noch mehr intensivieren.

Das betrifft nicht nur den Ausbau von Löschwasserstellen. Für die Entmunitionierung von Waldwegen haben wir im letzten Haushalt bereits mehr Geld eingestellt.

Waldbrandvorsorge heißt vor allem auch Umbau der monostrukturierten Kiefernforste in standortgerechte, arten- und strukturreiche Laubmischwälder – nicht nur, jetzt aber vorrangig auch in Siedlungsnähe.

Viertens: Und damit kommen wir zum Aktionsplan Waldumbau der LINKEN: Wir müssen den Waldumbau schneller voranbringen.

Der Landeswald muss hier mit Vorbildwirkung vorangehen.

Aber auch im Privat- und Körperschaftswald, der zwei Drittel der Brandenburger Waldflächen ausmacht, muss mehr für den Waldumbau getan werden.

Mit der Forstreform schaffen wir die Voraussetzungen, um die Beratung der Privatwaldbesitzer wesentlich zu verbessern.

Daneben geht es natürlich auch um die Förderung von Forstbetriebsgemeinschaften, Modalitäten bei der Waldumbauförderung, Weiterbildung der Waldbesitzenden und anderes.

Fünftens: Bei der Wiederbewaldung von Flächen nach einem Waldbrand und der Neubegründung von Wald soll künftig mehr auf wissenschaftlich fundierte Maßnahmen gesetzt werden, um klimaresiliente und stabile Wälder zu entwickeln.

Mit der Forstreform und dem Doppelhaushalt 2023/24 haben wir wesentliche personelle und finanzielle Grundlagen für die Umsetzung dieses Antrages geschaffen und lehnen deshalb den Antrag der Linken zum Finanzierungskonzept ab.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, geben wir dem Wald frischen Rückenwind. Lassen sie uns heute diesen Antrag beschließen!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Weiterführende Informationen

Rede zu: Antrag "Für den Wald der Zukunft: Ein „Aktionsplan Waldumbau“ für Brandenburg" (TOP 3 der 82. Plenarsitzung)