- Es gilt das gesprochene Wort!
Frau Präsidentin, Kolleginnen und Kollegen, liebe Mitmenschen in Brandenburg,
es geht um den Antrag der AfD in Sachen Landärztestipendien. Nachdem wir im März einen, es tut mir leid, im Wesentlichen gleichlautenden Antrag beraten haben. Ich habe damals gesprochen – und es hat sich nichts geändert an meiner Einschätzung.
Aber, da angeblich Wiederholung die Mutter der Weisheit ist, alles auf Anfang und nochmal von vorn. Ja, es herrscht Mangel. In so gut wie allen Berufen, die wir so dringend brauchen. Handwerk, Kita, Schule, Gastronomie, Pflege, Krankenhaus…..gnadenlos überall, wo wir Menschen brauchen. Gegen manche der Gründe, die zu dieser Situation führen, sind wir machtlos. Stichwort Babyboomer, die sich jetzt absehbar und verdientermaßen in die Rente verabschieden. Und also überall, landauf, landab die geradezu verzweifelte Suche nach Ideen. Und ja, Geld kann dabei eine hilfreiche Rolle spielen. Beispiel Landärztestipendium.
Ich habe damals im März eine Rechnung aufgemacht, was das genau hieße. Heute nur eine kurze Zusammenfassung der wesentlichen Zahlen: 1 Studierender bekommt im günstigsten Falle 1000 Euro für längstens 75 Monate. Das macht summa summarum 75.000 Euro. Hochgerechnet auf inzwischen um die 190 Studierende ergibt während der gesamten Laufzeit etwa 14 Millionen Euro.
Ja, ich weiß, dass nicht jeder und jede die volle Summe bekommt. In jedem Falle reden wir von gigantischen Summen. Und es ist eben nicht entschieden, ob die Rechnung am Ende aufgeht, dies wird eine Evaluierung zeigen, die sinnvollerweise dann gemacht wird, wenn wirklich belastbare Ergebnisse erwartbar sind. Und das wird dann der Fall sein, wenn die ersten Stipendienempfänger fertig sind, und das wird 2025 der Fall sein.
Im Übrigen: auch Landkreise geben eigene Stipendien aus. Dahme-Spreewald zum Beispiel. Gebunden an die Bedingung, nach dem Studium im Landkreis tätig zu werden. Seit 2018 läuft das und es ist wirklich hoch anzuerkennen, dass es diese Initiative gibt. Allein, der Erfolg ist sehr übersichtlich. Es gibt wohl inzwischen einen Arzt, der im LK arbeitet. Zwei Menschen erhalten das Stipendium, haben sich also verpflichtet. Auf die aktuelle Ausschreibung hat sich niemand gemeldet. Bisher.
Festzuhalten ist auf jeden Fall: alle, die ein Landärztestipendium bekommen, bekommen es weiter. Es wird niemandem weg genommen, was einmal zugesagt war. Es gibt einen vielversprechenden Weg, der WIRKLICH, inzwischen nachweisbar, dazu führt, dass junge approbierte Ärztinnen und Ärzte in Brandenburg ihre Arbeit aufnehmen. Die Medizinische Hochschule Brandenburg. Es ist nur wenige Tage her, da gab es die Meldung, dass das von den GründerInnen der Hochschule, von den beteiligten Kliniken und Kommunen vor allem ausdrücklich formulierte Ziel, IN Brandenburg FÜR Brandenburg ausbilden zu wollen, tatsächlich funktioniert. Der größte Teil der AbsolventInnen der Humanmedizin, die es ja inzwischen gibt, arbeiten inzwischen im Land. Das Gleiche trifft zu auf die dort ausgebildeten PsychologInnen und zukünftig wohl auch auf die ZahnmedizinerInnen, mit deren Ausbildung demnächst begonnen wird. An derselben Hochschule gibt es das Projekt, finanziert durch das Bundesprogramm Integration durch Qualifizierung. Damals, im März, habe ich erzählt, dass mit Hilfe dieses Programms etwa 30 Medizinerinnen und Mediziner zur Kenntnisprüfung geführt, die meisten haben bestanden und die meisten sind nun auch in Brandenburg tätig. Das geht weiter und ist EINE effektive und vergleichsweise kostengünstige Möglichkeit, Mediziner*innen für Brandenburg zu gewinnen.
Ich hoffe, dass es eine weitere Variante geben wird, wenn die Unimedizin in der Lausitz am Start ist und sich das Land für eine Landärztequote entscheidet. Also das zur Verfügung stellen eines bestimmten Anteils an Studienplätzen für die, die sich für eine gewisse, längere Zeit verpflichten, in unterversorgten Regionen zu arbeiten. Wie gesagt, noch haben wir diese Möglichkeit nicht
Und dennoch bleibe ich dabei: Wir werden mit Stipendien, gleich, wie wieviele wir ausreichen, egal, wie hoch sie sind, nicht wirklich das Problem lösen. Es ist allenfalls EINE Möglichkeit. Um erfolgreich zu sein in der Zukunft geht es um mehr. Um gleichwertige Lebensverhältnisse im Ländlichen Raum, um gute Verkehrsanbindung, Kitas, Schulen. Darum zu erkennen, dass junge Ärzt*innen und, Obacht Kollegen von ganz rechts, auch junge Ärzte, wollen sich nicht mehr so richtig ins Uraltmodell der ewig im Dienst befindlichen Dauermediziner*innen begeben. Sie wollen vielleicht angestellt sein bei der Kommune, sie wollen vielleicht in Gemeinschaftspraxen arbeiten, in Ambulant-Stationären Zentren, mit einem möglichst klar definierten Feierabend. Damit dann Frau Doktor UND Herr Doktor ihren Lebensalltag mit Kindern gut organisieren können. Da müssen wir ran. Ihr Antrag ist abzulehnen.