- Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen Abgeordnete,
ich muss jetzt doch ein wenig Wasser in die Milch gießen:
Auch meine Fraktion begrüßt die Forderung des Antrages, dass in Brandenburg zukünftig der Verkauf von Milch mit Zuckerzusatz nicht mehr staatlich gefördert wird.
Hier endet aber auch die Unterstützung für Ihre Initiative. Wobei es uns ausdrücklich nicht darum geht, vom Milchtrinken abzuraten.
Nur: Wenn wir den Konsum von Nahrungsmitteln mit Steuergelder fördern, dann sollten wir von deren positiven Effekten überzeugt sein. So ein Programm sendet ja auch eine bestimmte Botschaft.
Im Gegensatz zu Obst und Gemüse, wo ja ebenfalls ein EU-Programm existiert, gibt es aber zu der gesundheitsfördernden Wirkung von Milch durchaus widersprüchliche Auffassungen.
Die Studie eines französisches Forscherteams, das die Daten von sämtlichen Meta-Analysen zum Thema Ernährung und Gesundheit ausgewertet hat, die zwischen 1950 und 2013 erschienen sind, kommt beispielsweise zu dem Ergebnis, dass für Milch maximal gilt, dass sie sich neutral auf die Gesundheit auswirkt.
Sicher, es gibt auch Studien, die positive Gesundheitseffekte von Milch attestieren. Diese sind jedoch meistens von der Milchindustrie beauftragt und finanziert. Wie beispielsweise diejenige, die uns der Vertreter des Umweltministerium im Ausschuss als Beleg für die gesundheitsfördernde Wirkung von Kakao für die Zähne vorgetragen hatte. Sponsored by Campina/Landliebe.
Es ist also schwierig zu einem objektiven Urteil zu gelangen.
Fakt ist: Es gibt weitaus gesündere Kalziumquellen als Milch:
Joghurt, grünes Gemüse, Vollkornprodukte oder Mineralwasser.
Letztlich empfiehlt noch nicht einmal die DGE, täglich Milch in der Schule zu konsumieren.
Das Etikett "Naturprodukt" verdient die Milch seit den 60er Jahren ohnehin nur noch eingeschränkt. Sie ist ein industriell verarbeitetes Nahrungsmittel - wärmebehandelt und homogenisiert.
Ich bezweifle ohnehin, dass es beim Schulmilchprogramm vorrangig um die Gesundheit geht. Das Programm ist in erster Linie ein Instrument der Absatzförderung.
Neben den fraglichen gesundheitlichen Aspekten könnten wir jetzt natürlich auch darüber reden, welche Auswirkungen die Milchtierhaltung auf Umwelt, Klima und Tierwohl hat oder wieviel Müll die 250 ml-Tetrapacks gegenüber den, vom Landesschülerrat geforderten Trinkbrunnen produzieren.
Und man kann sich jenseits der genannten Bedenken fragen, ob sich nach ihrem Antrag der Aufwand eines landeseigenen Schulmilchprogramms überhaupt noch lohnt. Selbst der Inhaber von Hemme-Milch äußerte gegenüber der Presse, dass sich das Schulmilchprogramm bei ausschließlicher Lieferung von ungezuckerter Milch eigentlich erledigt habe.
Denn diese macht wohl aktuell nur 20% der produzierten Schulmilch aus.
Man kann das Programm also getrost auch ganz sein lassen.
Vielen Dank!