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Carla Kniestedt spricht zu: Medizinische Versorgung in Brandenburg verbessern: Mobile-Arztpraxen-Konzept entwickeln, Impfbusse als mobile Arztpraxen einsetzen

- Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Präsidentin, Kolleginnen und Kollegen, Mitmenschen in Brandenburg,

der Gedanke, rollende Impfbusse flugs zu rollenden Arztpraxen zu machen, klingt beim ersten Lesen ungeheuer bestechend. Und einfach.

Leider ist es das eben nicht. Es hat Pilotprojekte, Modelle gegeben. Auch in Brandenburg. Schon 2013. In Schleswig-Holstein, in Niedersachsen, in Hessen. Die meisten sind wegen sehr zögerlicher Nutzung und wirtschaftlich nicht haltbar eingestellt worden. Das ist zunächst mal nur eine Beschreibung dessen, was Evaluationen ergeben haben.

Interessant ist das Projekt Medibus. Verrückterweise aufgelegt von der Deutschen Bahn. Was bei mir zunächst mal Verwunderung auslöste, denn nach meiner Wahrnehmung hätte dieses Unternehmen gut damit zu tun, sich auf den Schienenverkehr zu konzentrieren, aber das nur nebenbei. Sinnvoller Einsatz: als Impfbusse, als Versorger bei Großveranstaltungen, in Katastrophengebieten – wie zum Beispiel beim Hochwasser, weil da alle Strukturen weg gebrochen sind.

In Hessen gab es eine Kooperation, ein Modell für zwei Jahre. Ein Bus fährt da durch die Gegend, noch für eine Zeit. Inzwischen finanziert von beteiligten Landkreisen, ein bisschen Landesgeld, dem Zweckverband. Denn es ist teuer. Die ersten Ergebnisse sind sehr indifferent. Festgestellt wurde bisher: Der Bus ist kein vollwertiger Ersatz für eine stationäre Arztpraxis. Kontinuierliche, dauerhafte Betreuung ist nahezu ausgeschlossen, Hausarztbesuche gibt es nicht. Und dann: in Dorf X hält er angenommen Montagvormittag und Mittwochnachmittag. Und was, wenn Dienstag oder Freitag Hilfe gebraucht wird? Und dann noch: ja, Hausarztpraxen sind vielerorts auf dem Lande komplett ausgelastet und voll. Wenn man nun noch unendlich Zeit verbraucht auf märkischen Alleen, um von Dorf zu Dorf zu fahren, wird die Situation nicht besser.

Entscheidendes Manko: Die Zahl der Ärzte und Ärztinnen wird ja nicht größer! Viele bemühen sich, die Niederlassungsmöglichkeiten sind groß.

Was tatsächlich helfen wird in Zukunft, das zeigt sich:

  • der Ausbau von Videosprechstunden zum Beispiel. Die Zahl steigt deutlich an.
  • der Ausbau des Systems der Schwester Agnes oder der Gemeindeschwester oder auch der nichtärztlichen PraxisassistentInnen. Der Ausbau von Möglichkeiten also, nicht-ärztliches, aber sehr gut ausgebildetes medizinisches Personal wesentlich eigenverantwortlicher arbeiten zu lassen. Das entlastet Ärztinnen und Ärzte und wertet die anderen Berufsgruppen deutlich auf.

Ich habe über all das mit Hausärzt*innen geredet im ländlichen Raum. DIESE Möglichkeiten finden sie extrem hilfreich und die PatientInnen auch.

Und dann natürlich: Menschen finden, die Hausarztpraxen übernehmen im ländlichen Raum. Das ist ungeheuer kompliziert. Nehmen Sie als Beispiel die ganze Gegend um Eisenhüttenstadt. Trotz sehr ordentlicher Zuschüsse, es ist und bleibt ein Drama.

Fazit für mich: Ich anerkenne die Bemühungen, für ein wirklich großes Problem neue Lösungsansätze zu finden. Impfbus zur Arztpraxis scheint es nicht zu sein. Mal abgesehen davon, dass die rollenden Impfbusse nicht ansatzweise eingerichtet sind wie eine gute Arztpraxis und in der Verantwortung der Landkreise unterwegs sind.

Die bisherigen Erfahrungen sprechen eine eindeutige Sprache. Ich bitte deshalb um Ablehnung des Antrags.