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Benjamin Raschke spricht zu: Moderne Methoden der Behandlung radioaktiver Reststoffe umsetzen

- Es gilt das gesprochene Wort!

Vielen Dank, Frau Präsidentin, liebe Gäste an den Bildschirmen, werte Abgeordnete,
Sie haben sicher den Antrag der AfD gelesen und der Rede eben zugehört – und haben nun vielleicht ein Problem: Was tun mit dem Gelesenen und Gehörten?

Mit den Plänen der AfD, mit all den beeindruckenden Fachbegriffen:

  • PPU
  • Rektifikation
  • Transmutation
  • Purex (oder eben nicht Purex).

Ich vermute, Sie wollen es eher nicht im Langzeitgedächtnis speichern.

Andererseits muss man irgendwie im Kopf damit umgehen - so für die eigene Psychohygiene. Schließlich kommt es immer wieder, wirft die AfD gegen alle Argumente hier, in den anderen Landesparlamenten oder im Bundestag immer wieder damit um sich.

Was also tun? Meine Empfehlung: Scrabble. Scrabble, Sie kennen das sicher: Gesellschaftsspiele liegen dank Corona & Lockdown ja wieder voll im Trend, wenn auch virtuell. Bei Scrabble geht darum, aus einzelnen Buchstaben Wörter zu legen. Die Buchstaben haben jeweils Punktwerte, und wer die Wörter mit den meisten Punkten hat, gewinnt. Buchstaben, die häufig vorkommen, E, N, R z.B. bekommen 1 Punkt, seltene Buchstaben wie X = 8 Punkte.

Und da können Sie jetzt richtig abräumen! PUREX - Nur 5 Buchstaben, aber gleich 15 Punkte. TRANSMUTATION, auch 15 Punkte. Oder: Rektifikation, satte 23 Punkte! Sehr nützlich also, die ganzen Fachbegriffe.

Mit dem sogenannten „Konzept“ der AfD zum Atommüll allerdings machen Sie: 0 Punkte. Denn es ist wie so oft bei der AfD: Für ein schwieriges, verwickeltes Problem, dessen Lösung viel Kraft, Ideen & Geduld erfordert, hat die AfD eine vermeintlich ganz simple Lösung. Die dann allerdings beim genauen Hinschauen nicht trägt.

Konkret in diesem Fall: Statt den gefährlichen Atommüll sicher zu lagern, will die AfD ihn in einer Partitionierungsanlage, kurz PPU umwandeln, aufbereiten und weiterverwenden. Klingt, wie gesagt, erst einmal sehr gut, geht beim Hausmüll und beim Joghurtbecher ja auch, nicht wahr, Frau Muxel?

Lassen Sie mich nur 3 Argumente darlegen, die dagegen sprechen.

Die Technologie ist Wunschdenken - oder im besten Fall: viel zu spät. Es handelt sich bei den von Ihnen vorgebrachten Ideen um eben das: Ideen - oder aber um Forschungsprojekte – bei denen offen ist, ob sie überhaupt in großen Maßstab realisierbar sein könnten. Selbst die optimistischsten Prognosen der Befürworter reden von Jahrzehnten. Sie selbst in Ihrem Antrag von: 2070! 2070! Spätestens, aber wirklich spätestens 2050 müssen wir klimaneutral sein. Diese Koalition, dieses Haus ist, bis auf Sie, dazu bereit.

Zweites Gegenargument, das geht schnell: eine solche Forschung und eine solche Anlagen wären extrem teuer. Nicht ohne Grund fordern Sie in Ihrem Antrag ja viel Geld. Geld, dass wir dringend für die Energiewende brauchen, für Technologie, die wir haben oder die fast marktreif sind, für den Ausbau der Erneuerbaren, für Speicher, für Einspartechniken!

Und drittens: Ihre Pläne sind nicht nur untauglich, sondern auch brandgefährlich! Noch im letzten Plenum haben Sie auch nur die Möglichkeit eines Endlagers in Brandenburg mit der Begründung abgelehnt, das wäre zu gefährlich. Und nun wollen Sie eine Hochrisikotechnologie in die Lausitz holen. Eine Anlage, die bei jeder Aufbereitung, neuen, noch schwerer zu behandelnden Müll erzeugen würde.

Noch schlimmer: Für einen Großteil des Atommülls in Deutschland wäre die Anlage überhaupt nicht nutzbar!

Wer es nicht weiß: Um Atommüll beispielsweise gegen kriminellen Zugriff zu schützen, wird er oftmals in Glas eingeschmolzen. Dieser verglaste Müll aber könnte in keinem Fall genutzt werden, noch nicht einmal theoretisch. Wozu aber dann eine solche Anlage? Das lässt nur zwei gefährliche Schlussfolgerungen zu.

Entweder: Wir hören nach Ihrer Vorstellung auf, den Atommüll in Glas einzuschließen und bis 2070 vor kriminellem Zugriff zu schützen. Da schüttelt es mich. Oder Sie wollen die Anlage für neuen Atommüll. Für Müll aus neuen Atomkraftwerken. Und das Ganze präsentieren Sie uns hier kurz nach dem 35. Jahrestag der furchtbaren Katastrophe in Tschernobyl.

Werte Damen und Herren der sogenannten AfD, Danke auch für die hilfreichen Fachbegriffe beim Scrabble. Gerade die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl aber zeigt, dass die Zukunft Erneuerbar und dass vor allem Energiepolitik ganz kein Spiel ist. Wir alle tragen hier große Verantwortung.

Ihren völlig verantwortungslosen Antrag dagegen lehnt die Koalition, lehnt, da bin ich sicher, die überwiegende Mehrheit dieses Hauses entschieden ab.

Vielen Dank.