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Isabell Hiekel spricht zu: Potenzial für schwimmende Strömungskraftwerke in Brandenburg ermitteln

- Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren an den Bildschirmen,

Einstein hat mal gesagt: „Eine wirklich gute Idee erkennt man daran, dass deren Verwirklichung von vornherein ausgeschlossen erschien.“

Das war übrigens mein Leitsatz, als ich im Jahr 2006 zusammen mit der UNI Kassel den ersten Fischkanu-Pass des Landes Brandenburg gebaut habe. Man kann mir also schon nachsagen, dass ich eine Frau für die Umsetzung innovativer Ideen bin.

Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen: Nicht jede Idee, deren Verwirklichung von vornherein ausgeschlossen erscheint, ist auch eine wirklich gute Idee im Sinne von Einstein.

Bei den hier vorgeschlagenen Strömungskraftwerken handelt es sich um solch einen Fall, weshalb wir diesen Antrag auch ablehnen.

Die Idee ist also, diese Strömungskraftwerke in den Fluss an Stellen mit optimaler Strömung zu installieren und die kinetische Energie ohne Errichtung von Stauanlagen abzugreifen. Dazu gibt es Ideen zur Aufhängung an Stahlseilen oder die Befestigung an Pfählen oder das Anhängen an Lastenkähnen.

In jedem Fall aber müssten diese Kraftwerke in die Strommitte von Elbe beziehungsweise Oder positioniert werden, um die starke Strömung zu nutzen.

Aber genau da fahren auch die Schiffe. Dort schwimmen im Winter die Eisschollen. Da kommt allerhand Getreibsel, vor allem bei Hochwasser an, bis hin zu ganzen Baumstämmen. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie die beteiligten Gegenstände nach so einer Kollision aussehen würden.

Wie mir ein ehemaliger Kollege berichtete, soll es an einer Pilotanlage im Raum Cottbus vor Jahren schon mal einen Schaden durch einen angetriebenen Kühlschrank gegeben haben. Danach wurde das Experiment abgebrochen.

Und die nächste Frage ist: Was hätten wir in Richtung Energiegewinnung zu erwarten? Bei einem Pilotprojekt im Rhein bei St. Goar rechnet man mit etwa 400 MWh im Jahr.

Eine moderne Windkraftanlage erzeugt heute über 10 GWh im Jahr und kann damit 4000 Haushalte versorgen. Wir bräuchten also 25 Strömungskraftwerke unter den Bedingungen im Rhein, um ein einziges Windrad zu ersetzen.

Da der Rhein einen drei bis viermal höheren Abfluss als Elbe und Oder hat, müsste man unsere Flüsse quasi mit Strömungskraftwerken plastern, um einen nennenswerten energiewirtschaftlichen Effekt zu erreichen.

Hinzu kommt die Frage, ob das alles überhaupt mit den Zielen der Wasserrahmenrichtlinie vereinbar ist. Da habe ich ganz große Zweifel.

Das Bundesamt für Naturschutz schreibt dazu:

Bestehende frei fließende Gewässerstrecken – wie gerade Oder und Elbe - sind von einer Nutzung durch Wasserkraft auszuschließen. Der Neubau von Wasserkraftanlagen in Naturschutzgebieten und Natura 2000Gebieten ist auszuschließen. Und: der Neubau kleiner Wasserkraftanlagen unter 1 MW installierter Leistung ist aus Effizienzgründen nicht weiter zu verfolgen.

Ich könnte jetzt noch ganz viel erläutern zu den negativen Auswirkungen von Wasserkraftanlagen auf die Fischfauna. Aber Sie haben Glück. Die Zeit ist um.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!