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Rede im Landtag: Psychische Gesundheit

- Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Präsidentin, Kolleginnen und Kollegen, liebe Mitmenschen in Brandenburg,

es gab in diesem Jahr in Potsdam das Treffen der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer, ich war da. Und es ging, neben vielem anderen, um die Situation von Kindern und Jugendlichen. Sehr ernsthaft, sehr ausführlich und sehr kreativ nach Lösungen suchend für die Probleme, die Sie richtig beschreiben. Wissen Sie, was ich gut finde? Als ich vor mehr als 20 Jahren nach Hilfe suchte für einen Jungen, der ganz augenscheinlich psychische Probleme hatte, bin ich kurz vorm verzweifeln gewesen. Keine Termine, nirgends. Es war ungeheuer schwer. Was auch damit zu tun hatte, dass es noch längst nicht selbstverständlich war, über psychische Probleme zu reden. Zumal bei jungen Leuten.

Das ist Gott sei Dank anders geworden. Psychische Erkrankungen werden ernst genommen, ergo steigen allein dadurch die Bedarfe.

In Ihrem Antrag schreiben Sie immerhin, dass das im Land Brandenburg erkannt wurde. Wir haben im Jahr 2000 genau einen Kinder- und Jugendpsychotherapeuten gehabt im Land. Noch weniger geht nicht. Inzwischen sind wir bei 161. Es könnten mehr sein. Wenn Sie sich die Statistik der Kassenärztlichen Vereinigung anschauen, dann sehen Sie, dass es noch Möglichkeiten gäbe für Ärztinnen und Ärzte, sich diesem Thema zu widmen. Ich lasse mal weg, dass man durchaus zweifeln kann an der Sinnhaftigkeit der Einteilung der Bedarfe durch die KV. Aber, es bleibt festzuhalten, dass es einen konstanten Aufwuchs an Therapeuten und Therapeutinnen gibt. Nicht genug, das ist wahr. Woran kranken wir also, nicht nur bei diesem Thema? Wir stoßen an Grenzen, weil es an Personal mangelt. Das ist ein großes Problem.

Darum ist es zum Beispiel so wichtig, dass an der MHB in Neuruppin seit 2020 Psychologinnen und Psychologen ausgebildet werden. Die MHB ist damit die erste Uni deutschlandweit, die die neuen approbationskonformen Studiengänge anbietet. 32 junge Leute haben 2022 den Bachelor bekommen. Das ist ein bemerkenswerter Anfang. Darum ist es so wichtig, neue Möglichkeiten der therapeutischen Angebote zu versuchen. Womit ich nochmal auf die Tagung der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer zurück komme. Dort wurde auch debattiert, wie sinnvoll virtuelle Angebote für Gespräche sind, gerade für junge Leute. Einmal deshalb, weil sie die weiten Wege nicht antreten müssen, die sie im Zweifel im ländlichen Raum vor sich haben. Zum anderen, weil die jungen Menschen in der Regel sehr fit sind in der Beherrschung der Technik und, vermutlich auch nicht zu unterschätzen: für viele ist genau das der niedrigschwellige Einstieg, Hilfe annehmen zu können.

Womit ich bei einem, wie ich finde sehr entscheidenden Punkt, wäre: Wir müssen Angebote machen, BEVOR sich ein massives psychisches oder psychologisches Problem verfestigt. Es geht eben nicht ausschließlich darum, jungen Menschen stationäre Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Niedrigschwellige Möglichkeiten sind das Stichwort. Die, wenn Sie mich fragen, unbedingt geschaffen werden sollten, um das, was Sie in Ihrem Antrag auch benennen, die Verfestigung von Problematiken, so gut es geht zu vermeiden. Eine Möglichkeit dazu hätten zum Beispiel die Familienzentren. Es können von den Geldern, die der Landtag zusätzlich zur Verfügung gestellt hat, neue Familienzentren entstehen und die Angebote, die dort gemacht werden, erweitert werden. Und ja, es geht in jedem Falle um Vernetzung. Schulen, sozialpsychiatrischer Dienst, Familienzentren – sie alle sind gemeint. Und, das möchte ich unbedingt hinzufügen: auch jeder und jede von uns ist gemeint. Aufmerksam sein, hinschauen, bemerken, wenn ein junger Mensch Schwierigkeiten hat, das gehört dazu. Eltern, Lehrerinnen und Lehrern helfen zu erkennen, dass sich das Kind verändert, sich mit irgendetwas quält. Oder dass es ganz und gar die Eltern sind, die Hilfe für sich brauchen. Ich finde wie Sie, dass es ein Thema ist, dass dauerhaft unsere Aufmerksamkeit braucht. Und bekommen wird.

Weiterführende Informationen

Rede zu: Antrag "Stärkung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen" (TOP 11 der 97. Plenarsitzung)