Zum Inhalt springen

Isabell Hiekel spricht zu: Wirtschaftliche und ökologische Potenziale des Nutzhanfanbaus

- Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren an den Bildschirmen,

Hanf ist eine der ältesten und vielseitigsten Kulturpflanzen. In den vergangenen Jahrzehnten ist ihre Bedeutung jedoch zu Unrecht auf die Verwendung als Ursprung der psychoaktiven Substanz THC reduziert worden. Dabei bietet diese Ackerkultur als Nutzhanf durch Züchtung von Sorten ohne oder nahezu ohne THC viele andere Verwendungsmöglichkeiten.

Nutzhanf braucht relativ wenig Dünger und Pflanzenschutzmittel und optimiert den Boden für die nächste Kultur. Diese alte Kulturpflanze hat einen positiven Einfluss auf die Auflockerung getreideintensiver Fruchtfolgen, eine gute Vorfruchtwirkung und wird deshalb als Teil der Fruchtfolge zur Bodenverbesserung geschätzt – eine Eigenschaft, die gerade auf den ertragsschwachen Böden in Brandenburg von Bedeutung sein dürfte. Aufgrund seiner guten Wirkungen auf die Durchwurzelung der Böden weist Hanf auch einen hohen Boden- und Erosionsschutz und ein geringes Risiko der Nährstoffauswaschung ins Grundwasser und in Oberflächengewässer auf. Klimawandelbedingte Wetteränderungen übersteht Hanf besser als viele andere Pflanzen.

Die Treibhausgasemissionen sind bei Hanf aufgrund des geringeren Stickstoffbedarfes und der geringeren Aufwendungen für die Kulturpflege wahrscheinlich geringer als bei anderen Nutzpflanzen wie Mais und Weizen. Und die intensive und tiefe Durchwurzelung der Böden kann die Bindung von Kohlenstoff in der organischen Bodensubstanz fördern.

Auch die Verwendung von Hanffasern bietet in vielen Bereichen große Vorteile gegenüber herkömmlichen Rohstoffen. Bei der Textilproduktion wird die Robustheit der Fasern und der viel geringere Gehalt an Pflanzenschutzmitteln gegenüber Baumwollfasern geschätzt. Bei Papier wird eine höhere Reißfestigkeit gegenüber Holzfasern festgestellt. Angesicht der Lage unserer Wälder wäre Hanf also auch ein guter Ersatzstoff für Holz in der Papierherstellung. Hanf als Baustoff hat hervorragende Eigenschaften, wenn es um die gesundheitliche Unbedenklichkeit gegenüber anderen Baustoffen wie Polystyrol, Glaswolle oder Gasbeton geht.

Im Gegensatz zu synthetischen Baustoffen, die aufwendig entsorgt werden müssen, kann Hanf am Ende seiner langen Lebensdauer, kompostiert werden – eine Eigenschaft, die gerade unter den Aspekten der Kreislaufwirtschaft und des Klimaschutzes mehr Beachtung finden sollte.

Und noch ein Wort zum Klimaschutz: Dies alte Kulturpflanze gilt als kohlenstoffnegativ. Nutzhanf hat einfach einen super guten ökologischen Fußabdruck – und das bei allen Anwendungen. Und deshalb, liebe Kolleginnen und Kollegen, sollten wir alles daransetzen, den Nutzhanfanbau in Brandenburg zu fördern und unsere Nutzhanf-Aktivisten zu unterstützen.

Was ist also zu tun?

Zur Förderung hanfbasierter Wertschöpfungsketten müssen die Potenziale für eine weiterführende stoffliche Nutzung identifiziert und Hemmnisse ausgeräumt werden. Dabei können die berufsständischen Fachverbände und unsere verfahrenstechnisch und bioökonomisch ausgerichteten Forschungseinrichtungen unterstützen. Die Einrichtung von Förderprogrammen für Forschung und Investitionen sollen geprüft werden, um Schlüsseltechnologien für Ernte und Verarbeitung zu industrietauglichen Halbzeugen zu entwickeln.

Bei der Etablierung hanfbasierter Wertschöpfungsketten wird es auch um die Einbindung der Landwirtschaftsbetriebe und die länderübergreifende Zusammenarbeit mit Berlin gehen. Aber besonders wichtig ist es, die Wettbewerbsnachteile für die brandenburgische Hanfproduktion abzubauen.

Wie auch im Änderungsantrag der LINKEN aufgeführt ist, sind dafür vor allem die hemmenden Regelungen auf Bundesebene abzubauen. Wir fordern die Landesregierung daher auf, sich für folgende Punkte auf Bundesebene einzusetzen, nämlich die Entkoppelung des Nutzhanfanbaus vom Betäubungsmittelgesetz, die Intensivierung der züchterischen Bearbeitung der Sorten, um die Qualität und Homogenität der marktrelevanten Pflanzenteile zu verbessern und den Abbau der Bürokratie im Zusammenhang mit dem Nutzhanfanbau.

Den Änderungsantrag der Linken werden wir heute ablehnen. Die zentrale Forderung nach einer Heraufsetzung des THC-Grenzwertes muss entsprechend vorbereitet werden und diese fachlich fundierte Neubewertung ist Bestandteil unseres Antrages.

So, ich hoffe, ich konnte Sie mit meiner Begeisterung für den Nutzhanf anstecken und bitte um Zustimmung für unseren Antrag.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!