(Nr. 186) Nach der jüngsten Veröffentlichung von Zahlen in Nordrhein-Westfalen zum steigenden Missbrauch von Antibiotika in der industriellen Hühnermast hat die agrarpolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Brandenburger Landtag SABINE NIELS eine Gesamtstrategie gegen den Antibiotika-Missbrauch in der Tierhaltung gefordert.
„Die Problematik zunehmender Resistenzen hoch aggressiver Keime durch den Einsatz von Antibiotika in der Tiermast darf nicht länger heruntergespielt werden. Minister Vogelsänger muss dafür sorgen, dass auch in Brandenburg die Verwendung von Tierarzneien als unerlaubte Masthilfsmittel stärker erfasst und kontrolliert wird. Über die Stallbücher kann leicht ermittelt werden, wo wie viele Medikamente eingesetzt werden. Die Landkreise müssen verpflichtet werden, das Agrarministerium unverzüglich über die Ergebnisse ihrer Stallbuchkontrollen zu unterrichten.“
„Dass seit 1. Januar 2011 in der bundeseinheitlichen Datenbank (DIMDI) die Zahlen von Arzneimittelverwendungen bei Schweinen und Rindern nach Postleitzahlen aufgeschlüsselt erfasst werden, nicht aber bei Geflügel, ist ein Skandal, der nur mit massivem Lobbyeinsatz zu erklären ist. Nötig ist ein Maßnahmenkatalog zur massiven Reduzierung des Arzneimitteleinsatzes in der Tiermast“, sagte SABINE NIELS.
Hintergrund:
Die Studie aus Nordrhein-Westfalen belegt noch einmal deutlich, dass die Massentierhaltung nicht ohne den permanenten und vorbeugenden Einsatz von Antibiotika auskommt. Unter diesen Bedingungen ist eine tierschutzgerechte Haltung unmöglich. Zudem birgt die massenhafte Verabreichung antimikrobiell wirksamer Mittel erhebliche Risiken: Es entstehen Antibiotika-Resistenzen, die unter anderem die Verbreitung des Methicillin resistenten Staphylococcus aureus, des MRSA-Keims zur Folge haben und die zu lebensgefährlichen Infektionen führen kann.
„Es ist in diesem Zusammenhang unverantwortlich, dass die Bundesregierung immer noch bei der transparenten Erfassung der Antibiotika-Vergabe mauert“, sagte SABINE NIELS. „Es muss aufgeführt werden, wer an wen und zu welchem Zweck wie viel Antibiotika verschrieben hat. Dazu brauchen wir eine Nennung der Adresse des behandelnden Tierarztes in der Datenbank des Deutschen Institutes für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI). Sonst haben die für Strafverfolgung zuständigen Landesbehörden keine Handhabe um zu ermitteln. Zurzeit sind in einer Sonderregelung sogar die Verschreibungen, die nur Geflügel betreffen von der Auflage befreit, wenigstens die ersten beiden Ziffern der Postleitzahl des behandelnden Tierarztes zu dokumentieren. Mit diesen Lobby-Geschenken an bestimmte Akteure in der Geflügelindustrie muss Schluss sein.
Wir brauchen eine Gesamtstrategie gegen den Antibiotika-Missbrauch in der Tierhaltung. Notwendig ist eine Verschärfungen und Konkretisierungen im Arzneimittelgesetz. Und wir müssen eine Tierhaltungsform überwinden, die den permanenten Antibiotika-Einsatz erfordert. Hierfür muss der politische Rahmen gesetzt werden.“
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