(Nr. 100) Die Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzt sich für eine bessere psychosoziale Betreuung von Flüchtlingen ein, die ausgelöst durch ihre Fluchterfahrung ernsthaft psychisch erkranken.
Viele der in Brandenburg ankommenden Flüchtlinge haben in ihren Heimatländern Krieg, Bürgerkrieg, politisch oder religiös motivierte Verfolgung erlebt und während ihrer Flucht dazu noch ihr Leben aufs Spiel gesetzt. Bei einigen von ihnen führen traumatische Erfahrungen zu schweren Depressionen, Angststörungen und anderen psychischen Erkrankungen.
„Es handelt sich hier um keine große Zahl von Flüchtlingen. Doch für diejenigen, die durch traumatische Fluchterfahrungen bedingt psychisch erkranken, fehlt bislang eine geeignete Infrastruktur“, sagte die sozialpolitische Sprecherin der Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, URSULA NONNEMACHER. Im Bundesvergleich habe Brandenburg nur sehr wenige spezialisierte Einrichtungen. „Dabei verlangt auch eine neugefasste Flüchtlingsaufnahmerichtlinie der EU, Flüchtlinge mit seelischen Leiden zu identifizieren und im besonderen Maße zu unterstützen (RL72013/33/EU).“
In einem Antrag (pdf-Datei) für die kommende Landtagssitzung fordert die Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN unter anderem, das bestehende Konzept zur psychosozialen Versorgung von Flüchtlingen von 2013 zu überarbeiten und Empfehlungen aus dem Landesintegrationskonzept von 2014 zu integrieren.
Um niedrigschwellige Hilfe zu leisten und Probleme zu erkennen, ist als erster Schritt die Betreuung durch Sozialarbeiter zu verbessern. „Wir fordern seit Langem, das Betreuungsverhältnis von SozialarbeiterInnen und Flüchtlingen in Gemeinschaftsunterkünften endlich auf 1:80 abzusenken. Der bestehende Schlüssel von 1:120 ist nicht zu vertreten“, sagte URSULA NONNEMACHER.
Zudem gilt es, das Angebot an spezialisiertem Fachpersonal zur Behandlung von Flüchtlingen zu verbessern. Die Niederlassung von Psychologen mit speziellen Sprachkenntnissen muss erleichtert und die interkulturelle Kompetenz von MitarbeiterInnen der medizinischen und psychotherapeutischen Regelversorgung über Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen gestärkt werden. Außerdem sollte ein ausreichendes Angebot an DolmetscherInnen geschaffen werden.
„Derzeit droht sogar eine Verschärfung der Probleme, weil sechs brandenburgische Einrichtungen, die außerhalb des vorgesehenen Regelsystems ein psychosoziales Angebot vorhalten, vom Aus bedroht sind“, sagte URSULA NONNEMACHER. Bislang würden sie mit EU-Mitteln kofinanziert, die nun bundesweit wegfielen. „Hier sehe ich dringenden Handlungsbedarf. Die bestehende Kompetenz darf nicht verloren gehen. Ich fordere die Landesregierung auf, einen geringen Anteil der vom Bund zugewiesenen Mittel für Flüchtlinge für den Erhalt dieser Einrichtungen zu verwenden.“
>> Antrag „Die psychosoziale Versorgung von Flüchtlingen im Land Brandenburg verbessern“ (pdf-Datei)