(Nr. 62) Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) haben eine Faktensammlung zu Ursachen, Wirkungen und aktuellen Erkenntnissen zur massiven Sulfatbelastung der Spree zusammengestellt. Darin warnen die Wissenschaftler u.a. vor den Gefahren für die Trinkwasseraufbereitung durch Sulfat und vor negativen Auswirkungen auf die Artenvielfalt in der Spree. 'Erste Studien legen nahe, dass bereits Sulfatkonzentrationen von 200 Milligramm pro Liter die aquatischen Lebensgemeinschaften empfindlich stören könne', heißt es vom IGB.
Die energiepolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN HEIDE SCHINOWSKY forderte die rot-rote Landesregierung vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse zum Handeln auf: „Die Sulfatbelastung ist eine Folge des Braunkohletagebaus. Die Landesregierung muss dieses Problem endlich ernst nehmen und den Braunkohlekonzern Vattenfall zu einer deutlichen Reduzierung der Sulfateinträge in die Spree verpflichten. Diesen Schritt lässt die wasserrechtliche Genehmigung der Tagebaue ausdrücklich zu“, sagte sie.
Die Sulfatbelastung in der Spree gewinnt zunehmend an Brisanz. Messdaten des Leibniz-Instituts und der Landesbehörden zufolge wird der Trinkwassergrenzwert für Sulfat von 250 Milligramm pro Liter an einigen Spreeabschnitten mittlerweile deutlich überschritten.
Das führt in Brandenburg unter anderem dazu, dass die Frankfurter Wasser- und Abwassergesellschaft mbH (FWA) das Uferfiltrat aus der Spree für die Frischwasserbereitstellung immer stärker mit Grundwasser verdünnen muss, um den Grenzwert einzuhalten. In Berlin war unlängst über die mögliche Erfordernis neuartiger Filter im Berliner Wasserwerk Friedrichshagen aufgrund der hohen Sulfatbelastung berichtet worden. Dies könnte zu einem höheren Trinkwasserpreis führen.
In der Faktensammlung (pdf-Datei) wird der Zusammenhang zwischen Braunkohletagebau und Sulfatbelastung noch einmal deutlich beschrieben (ab S. 2). Zur aktuellen Situation in der Spree heißt es (S.5):
„Die aktuellen Messdaten des IGB (Sulfatkonzentrationen im Fließlängsschnitt von der Spreequelle am Kottmar bis zur Mündung der Spree in die Havel in Berlin, Daten vom 2./3. Juni 2015) und auch die der Landesbehörden (Daten nicht abgebildet) zeigen, dass sich die Werte in einigen Spreeabschnitten mittlerweile auf über 400 mg/L erhöht haben. (…) Sobald die Spree verstärkt aus dem Gebiet gespeist wird, das durch erhebliche Grundwasserabsenkungen infolge des Braunkohlentagebau betroffen ist, steigen die Sulfatkonzentrationen über den Wert von 250 mg/l. Die untersuchten Zuflüsse aus diesem Gebiet weisen Sulfatkonzentrationen zwischen etwa 300 und über 1000 mg/l auf.“
Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass es durch die Sulfatbelastung zu einer Re-Eutrophierung kommen kann. Dabei wird in zuvor z.B. in Seesedimenten gespeichertes Phosphor freigesetzt und ein intensives, unerwünschtes Algenwachstum ausgelöst. Auch sei zu befürchten, dass Wasserpflanzen und Kleinstlebewesen am Gewässerboden durch die Bildung von giftigem Schwefelwasserstoff in den Sedimenten der Spree beeinträchtigt werden können.
Weiterführende Informationen
>> Mitteilung des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)