Zum Inhalt springen

Rückkehr von Lachs und Meerforelle in die Prignitz: Ein Brandenburger Leuchtturmprojekt

In diesen Wochen zeigt sich, welchen Erfolg das Wiederansiedlungsprojekt für Lachs und Meerforelle im Gewässersystem der Stepenitz in der Prignitz hat. Die umweltpolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Brandenburger Landtag, Isabell Hiekel, war beim diesjährigen Monitoringfischen in Perleberg dabei und konstatiert:

„Dem unermüdlichen Einsatz von Forscher*innen des Potsdamer Instituts für Binnenfischerei und Akteur*innen des Landesanglerverbandes ist es zu verdanken, dass Lachse und Meerforellen in der Prignitz wieder heimisch werden. Dieses vom Land Brandenburg geförderte Projekt zeigt, dass es möglich ist, zwischenzeitlich bei uns ausgestorbene Arten wieder anzusiedeln. Im Falle von Lachs und Meerforelle erfordert dies die Wiederherstellung der Durchgängigkeit in den Fließgewässern von der Nordsee über Elbe und Havel in die Stepenitz. Bund und Land sind hier gefordert, ihre Anstrengungen zur Errichtung von ausreichend dimensionierten und gut funktionierenden Fischwanderhilfen an den Wehren zu verstärken. Besonderer Dank gilt den im Lachsprojekt Aktiven des Landesanglerverbandes, ohne deren ehrenamtliches Engagement dieses Projekt nicht denkbar wäre.“

In dem seit 1998 unter wissenschaftlicher Leitung des Potsdamer Institutes für Binnenfischerei laufenden Projektes sind bis 2020 insgesamt 433 Lachse und knapp 1400 Meerforellen in der Stepenitz wieder gefangen worden. Jährlich werden ca. 50.000 Jungfische im Gewässersystem der Stepenitz ausgesetzt, die dann in die Nordsee und den Nordatlantik abwandern. Nach zwei bis drei Jahren kehren die Fische zum Laichen in die Prignitz zurück. Für den Erfolg des Projektes ist es daher nicht nur wichtig, die Überwindung der Staustufen zu erleichtern, sondern auch die Laichgewässer im Stepenitzsystem mit entsprechender Biotopausstattung zu erhalten und zu entwickeln. Zu den großen Problemen gehört hier die Versandung des Gewässergrundes durch Sedimenteintrag aus ausgrenzenden Ackerflächen. Der derzeit im Landtag verhandelte Gesetzentwurf für ein Brandenburgisches Kulturlandschafts- und Insektenstärkungsgesetz hat unter anderem die Einrichtung von Gewässerrandstreifen zum Ziel, um auch solche negativen Effekte auszuschalten.

Hintergrund

Einst standen Lachse und Meerforellen auf den Speisezetteln der Prignitzer. Mit dem Bau von Staustufen in Elbe, Havel und in Stepenitz wurde den Fischen der Rückweg in die Laichgewässer der Prignitz versperrt. Mit der Errichtung von Fischwanderhilfen an den Bundeswasserstraßen und Landesgewässern hat sich die Möglichkeit der Wiederansiedlung von Lachs und Meerforelle in der Stepenitz und auch in der Pulsnitz in Südbrandenburg eröffnet. Dennoch ist das Projekt nicht am Ziel. Die populationserhaltende Rückkehrerrate von 3 Prozent der ausgesetzten Fische ist noch nicht erreicht. Dafür sind weitere Anstrengungen zur Errichtung und Optimierung der Fischaufstiegsanlagen entlang der Wanderwege erforderlich.

Ca. 40.000 der alljährlich in der Prignitz ausgesetzten Jungfische stammen aus Zuchtstationen aus Dänemark. Zusätzlich knapp 10.000 Jungfische werden im Bruthaus des Anglerverbandes in Silmersdorf aus Laich von zurückgekehrten Fischen herangezogen. Mit enormen ehrenamtlichen Einsatz wird so eine Population aufgebaut, die eine enge Bindung an ihre Laichgewässer hat. Die Erhaltung und Verbesserung der Lebensbedingungen für die Fischfauna im Gewässersystem der Stepenitz hat daher einen besonders hohen Stellenwert für den Erfolg des Projektes. Lachs und Meerforelle stehen dabei stellvertretend als „Flaggschiffe“ für eine sehr wertvolle Fischfauna mit 38 Arten in diesen Fließgewässern.