Mehrere Unternehmen der Lebensmittelproduktion in Brandenburg haben die Initiative „Regionale Lebensmittel kaufen – jetzt erst recht“ gegründet, um auf die angespannte Lage in der aktuellen Krise aufmerksam zu machen. Diese Initiative wird in der Sache von den drei Regierungsfraktionen unterstützt. Die wirtschaftliche Lage der Betriebe, die in Brandenburg Lebensmittel produzieren oder landwirtschaftliche Produkte verarbeiten, ist in diesem Jahr besonders angespannt. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat die Preise für Betriebsmittel in die Höhe schnellen lassen. Hinzu kommt, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher durch die Energiekrise und die steigenden Preise den Geldbeutel beisammenhalten und weniger zu regionalen und ökologisch produzierten Lebensmitteln greifen, die preislich meist etwas anspruchsvoller sind. Die Landwirtinnen und Landwirte in Brandenburg können ihre zusätzlichen Kosten nicht über den Handel weitergeben und gleichzeitig sinkt die Nachfrage bei alternativen und direkten Vermarktungswegen.
Johannes Funke, agrarpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion erklärt anlässlich einer Anhörung im Ausschuss für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz zur aktuellen Lage der regionalen Produzenten:
„Die momentane Entwicklung steht im völligen Gegensatz zu dem, was sich die Koalition – wenn auch unverschuldet – eigentlich vorgenommen hat. Die Förderung regionaler Stoff- und Wirtschaftskreisläufe im Verbund von Berlin und Brandenburg bleibt für mich trotzdem die richtige agrarpolitische Leitlinie, wie diese im „Neuen Brandenburger Weg“ von den Verbänden der Agrar- und Ernährungswirtschaft gemeinsam vorgelegt und im Landtag ausdrücklich gewürdigt wurde. Jetzt müssen wir alles daran setzen, hier wieder anzuschließen. Das wird nicht einfach. Die Weiterentwicklung der EU-notifizierten Regionalsiegel oder die Förderung regionaler Schlachtstrukturen bleiben für mich dabei zwei ganz zentrale Anliegen.“
Ingo Senftleben, agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion erklärt:
„Ich unterstütze den Aufruf der regionalen Erzeuger. Lebensmittel aus Brandenburg sind qualitativ sehr hochwertig. Wir stärken damit außerdem die Wertschöpfung bei uns auf dem Land und sichern Arbeitsplätze. Hinzu kommt die Klimabilanz, wenn Lebensmittel nicht von weit her importiert werden müssen. Ich wünsche mir, dass sich Verbraucher künftig noch leichter über die Herkunft, die Anbauart und – bei tierischen Produkten – über die Haltungsform informieren können. So geben wir ihnen die Möglichkeit an die Hand, diese wichtigen Anliegen aktiver zu unterstützen. Öffentliche Kantinen und Einrichtungen sollten beim Einkauf und Angebot regionaler Lebensmittel mit gutem Beispiel vorangehen.“
Isabell Hiekel, agrar- und umweltpolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, betont:
„Mit regionaler Wertschöpfung und ökologischem Anbau soll der Wandel hin zu einer umwelt- und klimafreundlichen Landwirtschaft in Brandenburg gelingen. Da sind wir auf einem guten Weg. Umso mehr teile ich die Sorgen der Landwirtinnen und Landwirte und der Ernährungswirtschaft, dass die Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln und Produkten zurückgeht und die Erfolge bei der regionalen Produktion und Vermarktung gefährdet werden. Besonders mit Blick auf die anstehende Weihnachtszeit appelliere ich an die Brandenburgerinnen und Brandenburger, zum regionalen Produkt zu greifen und so den Landwirtschaftsbetrieb, den Bäcker, Fleischer und die vielen anderen Akteure für gesunde und regionale Produkte von nebenan zu unterstützen! Mit den Angeboten für die neue Förderperiode ab 2023 hat das Land Brandenburg klare Akzente für mehr Umwelt- und Klimaschutz in der Landwirtschaft gesetzt, denn gerade angesichts der Krisen dürfen wir den notwendigen Wandel zur Stärkung der regionalen Wirtschaft nicht aus dem Blick verlieren. Die Landwirtinnen und Landwirte müssen wir dabei unterstützen so gut es geht. Vor diesem Hintergrund begrüße ich die neue Beratungsoffensive des Landwirtschaftsministeriums, die die Veränderungen ab 2023 flankieren wird.“
Hintergrund
Am 17.11.2022 hat die Initiative „Regionale Lebensmittel einkaufen – jetzt erst recht!“ den Landtag Potsdam zum Solidaritätsdialog aufgerufen. Wenige Tage zuvor hat sich die Unternehmensinitiative gegründet und zu einer mehrwöchigen Aktionskampagne aufgerufen. Beteiligte Unternehmen sind Ucker-Ei, Bäckerei Exner, Werder Frucht, Löwendorfer Geflügelhof, Eberswalder Wurst, Sandorn – Christine Berger, Ökodorf Brodowin, Golßener Fleisch- und Wurstwaren, Hemme Milch, Gut Schmerwitz und der Spargelhof Klaistow. Teil der Kampagne ist die direkte Ansprache von Verbraucherinnen und Verbrauchen vor Supermärkten. Weitere Infos zur Kampagne hier: https://regional-jetzt.de