Über die aktuelle Situation des Landschaftswasserhaushalts im Land Brandenburg wurde am Mittwoch (7.6.) im Ausschuss für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Brandenburger Landtags debattiert. Trotz des relativ nassen Frühjahrs hat sich die Wassersituation im Land nicht entspannt. Das spürt auch die Landwirtschaft in Brandenburg. Mit dem Präsidenten des Landesbauernverbandes, Henrik Wendorff, erörterten die Abgeordneten den Zielkonflikt, wie mit einer steigenden Nachfrage nach Bewässerung in der Landwirtschaft und der sichtbaren Wasserknappheit im Land umzugehen ist.
Isabell Hiekel, umweltpolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Brandenburger Landtag, sagte:
„Wasserknappheit ist das neue Normal in Brandenburg. Wir müssen sorgsam mit der knappen Ressource umgehen, um auch in Zukunft genügend Trinkwasser zur Verfügung zu haben. Ich verstehe die Sorgen der Landwirtinnen und Landwirte in Brandenburg, die wegen der Trockenheit den Bedarf nach mehr Bewässerung sehen. Es kann aber nicht die Lösung sein, neue Brunnen zu bohren und das kostbare Grundwasser weiter anzuzapfen.“
Die bündnisgrüne Abgeordnete wies darauf hin, dass in einigen Regionen die Grundwasserstände bereits auf einem Tiefpunkt sind. Ein Anstieg der Grundwasserstände sei seit Jahren nicht mehr zu erkennen. Um die Produktion von Lebensmitteln auch in Zukunft noch zu ermöglichen, müsse mit dem verfügbaren Wasser sorgsam gewirtschaftet werden. Dazu gehöre zu schauen, welche Kulturen für unsere Boden- und Wasserverhältnisse geeignet sind, ohne die knappen Wasserressourcen unnötig zu belasten und mit welchen Konzepten und Maßnahmen Landwirtinnen und Landwirte eine effektive und sparsame Bewässerung realisieren können. Daraus könne die Erkenntnis folgen, dass auf manchen Standorten bestimmte Kulturen nicht mehr angebaut werden können, dafür aber neue, trockenresistentere Pflanzen.
Isabel Hiekel: „Ich unterstütze den Landesbauernverband in seiner Forderung nach einer Wasserbedarfsanalyse für die Landwirtschaft als Planungsgrundlage und Ausgangspunkt für konkrete Anpassungsmaßnahmen in der Landwirtschaft. Wichtige Voraussetzung dafür ist, dass die Landwirtinnen und Landwirte die Sache aktiv vorantreiben.“
Hintergrund
Im hydrologischen Situationsbericht des Landesumweltamtes vom Mai 2023 wird die angespannte Wassersituation im Land Brandenburg deutlich. Im Winterhalbjahr 2023 fielen im Mittel 122 Prozent Niederschlag der Normalwerte der Reihe von 1991 bis 2020. Auch wenn der Niederschlag für teils feuchte Monate sorgte, zeigen sich diese Niederschläge nur mit zeitlichen Verzögerung in den gemessenen Grundwasserständen. Selbst in Bereichen der Niederung befinden sich die Wasserstände im Bereich des extremen Niedrigwasserbereichs. Auf den Hochflächen des Landes Brandenburg konnten die Niederschläge des vergangenen Winterhalbjahres keinerlei Wirkung zeigen. So befindet sich auf der Fläminghochfläche (Messstelle Niemegk) der Grundwasserstand weiterhin auf einem Tiefpunkt, gleiches gilt für die Messstelle Seddin (Hochfläche - Beelitzer Heide). Gehen wir von länger anhaltenden Niederschlägen über Brandenburg aus, könnte mit einem weiteren Anstieg der Grundwasserstände zumindest in den Niederungen gerechnet werden. Ein Anstieg der Grundwasserstände in den Bereich des langjährigen mittleren Wasserstands ist jedoch noch nicht erkennbar.
Die Wassernutzung in der Landwirtschaft fällt im Vergleich zu anderen Nutzungen vergleichsweise gering aus. Bedingt durch die klimawandelbedingte Trockenheit ist jedoch von einem Anstieg der Wasserbedarfe in der Landwirtschaft auszugehen. Bereits heute ist zu beobachten, dass die Genehmigung von landwirtschaftlichen Bewässerungssystemen und neuen Brunnen zunimmt. Dabei handelt es sich nicht immer um wassersparende Systeme wie die Tröpfchenbewässerung, sondern auch um Beregnungsanlagen mit mehr Wasserverlusten. Investitionen in wassersparende Bewässerungssysteme werden vom Landwirtschaftsministerium gefördert.
Zum Hydrologischen Situationsbericht geht es hier.