Was findest du das Schönste an deinem Beruf?
Als Hebamme ist es für mich immer wieder mit einem Zauber verbunden, Familien auf der Reise der Geburt zu begleiten. Ich liebe es zu beobachten, wie aus einem Paar Eltern werden, und sie auf ihrem individuellen Weg zu stärken und bekräftigen. Es ist großartig, dass wir Frauen eigentlich alles zum Mutterwerden mitbringen und oftmals nichts brauchen, außer jemandem, der einem sagt, dass man alles richtigmacht.
Was brauchen deiner Meinung nach Frauen, Familien und Kinder für einen guten Start?
Ganz wichtig ist eine Vertrauensperson bei der man sich fallen lassen kann und weiß, sie fängt einen auf. Wenn ein Kind geboren wird ist diese Vertraute besonders wichtig, denn Frauen kommen in der heutigen Zeit nicht mehr oft an diesen Punkt über ihre Grenzen hinaus zu wachsen. Wenn man jemanden an seiner Seite hat, dem man voll und ganz vertraut, wagt man sich auch auf einen unbekannten Weg.
Und was bedeutet das konkret für deinen Beruf als Hebamme?
Übersetzt auf die Hebammensituation: Eine 1-zu-1-Betreuung ist maßgeblich für einen guten Start.
Was sind die größten Herausforderungen für Hebammen auf dem Land?
Der hohe Bedarf an Hebammenhilfe kann leider auch auf dem Land nicht gedeckt werden. So versuchen wir Hebammen uns vier-zu-teilen und so viele Frauen wie möglich zu betreuen. Die weiten Wege stellen eine Herausforderung dar, oftmals bezahlen die Krankenkassen nur einen Weg von 25 km. Leider sind hier in der Uckermark in den letzten Jahren mehrere kleine Geburtsstationen in Kliniken geschlossen worden. Für Frauen, die eine klinische Geburt planen, bedeutet dies eine weite Autofahrt unter Wehen. Und auch die, die sich eine außerklinische Geburt wünschen, trauen sich dies oftmals nicht aufgrund der weiten Wege. Für uns Hebammen ist es eine große Herausforderung die weiten Strecken zurückzulegen um alle Familien gut zu betreuen. Es benötigt ein gut gestricktes Netzwerk und viel Zeit.
Inwiefern hat dir der Hebammenaktionsplan geholfen?
Dieses Jahr am ersten Juni [2021] habe ich die Türen meines kleinen Geburtshauses in Gerswalde/ Uckermark geöffnet. Damit ist ein lang ersehnter Traum für mich und viele Frauen hier in der Gegend in Erfüllung gegangen. Ohne den Hebammenaktionsplan hätte ich zu diesem Zeitpunkt mein Geburtshaus nicht eröffnen können.
Wie sah die konkrete Unterstützung des Landes Brandenburg dabei für dich aus?
Gerade zu Beginn meiner Selbstständigkeit war die finanzielle Unterstützung für den Umbau der Räumlichkeiten wunderbar, denn auch die ersten Zahlungen der Haftpflichtversicherungssumme standen an.
Aus welchem Umkreis kommen Familien zu dir?
Im Geburtshaus Der Hof kommen Frauen tatsächlich von überall her. Aus der direkten Umgebung im Umkreis von 1 Stunde (Berlin, Barnim, Uckermark, Oberhavel, Odertal) kommen die meisten Familien zu uns. Aber auch Weltreisende, Schwarzwälder*innen, Rheinländer*innen und Leute aus Bayern haben sich schon angemeldet.
Was für Angebote können in deinem Geburtshaus wahrgenommen werden?
Viele Familien nutzen unseren Hof, um Geburtsurlaub zu machen und verbringen ab der 37. Schwangerschaftswoche um die 6 Wochen hier. Dabei lernen sie andere Schwangere und ihre Familien kennen und haben viel Ruhe und Zeit anzukommen. Sie haben die Möglichkeit eine kleine Wohnung bei uns zu mieten und für diesen langen Zeitraum voll und ganz von mir als Hebamme im Prozess begleitet zu werden. Viele der Frauen hätten an ihrem Wohnort sonst nicht die Option einer außerklinischen Geburt, weil die Versorgung durch Hebammen nicht gegeben ist. Für mich ist es immer wieder besonders, diesen Weg gemeinsam zu gehen.
Hintergrund: Maresa Fiege ist Hebamme in Brandenburg und eröffnete mit Hilfe des Hebammenaktionsplans ein Geburtshaus in Gerswalde.