Die Oder - einer der letzten freifließenden Flüsse Mitteleuropas und Rückgrat unseres einzigen Auen-Nationalparks in Deutschland. Ihre charakteristische Tier- und Pflanzenwelt lebt von und mit der Dynamik im Fluss und in der Aue. Und auch die Menschen leben hier mit dem Fluss. Der Nationalpark „Unteres Odertal“ hat sich seit seiner Gründung nicht nur zu einem Besuchermagnet entwickelt. Die Menschen in der Region identifizierten sich zunehmend mit dem Schutzgebiet und profitieren wirtschaftlich vom Nationalparkstatus. Die Menschen im Oderbruch, in Frankfurt (Oder) bis nach Eisenhüttenstadt identifizieren sich mit ihrem Fluss und leben die deutsch-polnische Zusammenarbeit, Tourismus, Fischerei, Angeln und Freizeit auf und an der Oder. Sie zählen auf eine intakte Natur am Fluss, aber auch auf genug (Grund-)Wasser für die Landwirtschaft und wirksamen Hochwasserschutz für Wohnen und Wirtschaftsbetriebe. Das alles steht auf dem Spiel, denn die Wissenschaft warnt vor einer Wiederholung der Katastrophe an der Oder in diesem Sommer. Die Salzeinleitungen sind aktuell noch höher als während der Katastrophe. Greenpeace hat kürzlich die mutmaßlichen Verursacher benannt: Zwei staatliche Bergbaukonzerne, deren Grubenabwässer erst in die Bierawka und die Kłodnica und letztlich in die Oder fließen. Bei höheren Wassertemperaturen und niedrigerem Pegelstand kann es zu einer erneuten giftigen Algenblüte kommen. Gleichzeitig findet weiterhin der Oderausbau statt – als hätte es die Katastrophe nie gegeben, trotz höchstrichterlich verhängtem Baustopp in Polen. Und auch die deutsche Seite bereitet Baumaßnahmen aktiv vor. Oderausbau und Umweltkatastrophe hängen eng zusammen. Der Ausbau befördert die Katastrophe, schwächt den Fluss und dessen Regenerierung und konterkariert Renaturierungsmaßnahmen.