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Rede im Landtag: Beschleunigte Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse im Gesundheitssystem

- Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Präsidentin, Kolleginnen und Kollegen, liebe Mitmenschen in Brandenburg,

ja, es ist ein Kreuz mit der deutschen Bürokratie. Und ich stelle fest: der Satz mit der kämpferisch ausgegebenen Parole, dass wenn er oder sie gewählt würde, würde es aber ganz wirklich und in echt so richtig losgehen mit dem Abbau derselben……naja. Wollen wollen sicher viele, am Ende aber entstehen gern noch mehr Regeln, als es sie vorher gegeben hat. Es gibt Gründe, warum gerade jetzt, angesichts einer dramatisch veränderten Weltlage exakt über dieses Thema geradezu beschwörend gesprochen wird.

Was das Gesundheitswesen betrifft, geht es immer wieder um die Anerkennung von Berufsabschlüssen, die Menschen wo auch immer erworben haben. Ich möchte mich auf drei Forderungen konzentrieren.

Zum Einen: wir fordern in unserem Antrag, zu prüfen, ob eine Berufserlaubnis, also die Stufe vor Anerkennung der Approbation, auch in Brandenburg anerkannt wird, wenn sie bereits in einem anderen Bundesland erteilt worden ist. Klingt sehr logisch und sollte so sein. Ist es aber nicht. Wer in Berlin eine Berufserlaubnis bekommt und vielleicht ein grandioses Angebot in Brandenburg hat, muss die gesamte Prozedur nochmal durchmachen. Und bevor hier jemand aufschreit und stöhnt, oh Mann, Brandenburg wieder….Nein, das ist generell bundesweit so. Wir möchten, dass geprüft wird, ob in einem ersten Schritt Brandenburg verzichten kann auf erneute Prüfung.

Nun kann ich mir natürlich vorstellen, dass die Berliner nur mäßig begeistert wären, wenn sie unaufhörlich prüfen täten und die Mediziner*innen dann nach Brandenburg abwandern würden. Verständlich irgendwie. Weshalb auf Schritt eins in jedem Fall logisch zweitens folgen müsste, formuliert im nächsten Anstrich unseres Antrages: in der Gesundheitsministerkonferenz zu diskutieren, ein solches Vorgehen bundesweit einzuführen. Es wäre ein großer, guter Schritt in Richtung Entbürokratisierung, gegen die Verschwendung personeller Ressourcen, weil aufwändige Doppelprüfungen vermieden werden könnten. Es ist, um es mal ganz praktisch zu machen, nicht einleuchtend, warum einem Arzt, einer Ärztin in, sagen wir mal Bayern erlaubt wird, Menschen zu behandeln. In, sagen wir mal, Schleswig-Holstein und Brandenburg aber nicht. Ich gehe davon aus, dass die Standards doch wohl überall die Gleichen sein werden. Und, gesetzt den Fall, die GMK fände diesen Gedanken auch logisch – das Ganze hätte den großen Vorteil, dass es dann wirklich darauf ankäme, sich Gedanken zu machen, WIE man Menschen im Lande hält. Dauerhaft. Zum Beispiel durch gute Weiterbildungs- und Arbeitsbedingungen, einem passenden Arbeits- und Ausbildungsumfeld auch für Partner*innen und Kinder – überhaupt guter Infrastruktur auch im ländlichen Raum und in Mittelstädten. Das sind unsere Aufgaben für die nächsten Jahre.

Und drittens: Das wirklich wichtige Thema, Ärztinnen und Ärzte gut und schnell auf die Kenntnisprüfungen vorzubereiten, die sie selbstverständlich ablegen müssen. Die Medizinische Hochschule Brandenburg hatte exakt solch ein Curriculum aufgelegt. Von denen, die sich dort vorbereitet haben, haben die allermeisten bestanden. Und arbeiten heute unter anderem als Neurologin, Anästhesist oder Kardiologin in Neuruppin, Frankfurt/Oder, Bad Wilsnack oder Brandenburg/Havel. Die meisten jedenfalls wurden übernommen und sind jetzt in der Facharztausbildung beziehungsweise direkt nach der Prüfung vermittelt worden. Möglich wurde das durch das Bundesprogramm Integration durch Qualifikation. Das ist doch mal gut eingesetztes Steuergeld! Es wäre ungeheuer wichtig, dass das weitergehen kann. Was es soll, so ergaben meine Recherchen. Wenn auch nicht ohne Lücke, was wiederum sehr schade ist. Aber das Team, dass dieses Programm umgesetzt hat, ist hoch motiviert. Zu dem übrigens einige derer, die sich selbst prüfen ließen, als Tutor*innen dazu gestoßen sind. Wichtig, denn diese Menschen können ihre Erfahrungen direkt weiter geben an die, die nun lernen wollen. Ich finde, diese Beispiele aus den Forderungen aus unserem Antrag sprechen eindeutig dafür, ihm zuzustimmen.

Weiterführende Informationen

Rede zu: Antrag "Beschleunigte Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse im Gesundheitssystem" (TOP 4 der 83. Plenarsitzung)