Zum Inhalt springen

Carla Kniestedt spricht zu: Hilfe und Unterstützung für Fachkräfte in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es geht um Fachkräfte in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen - all das ist wichtig, ohne Frage.

Zwei Dinge habe ich mir aus Ihrem Entschließungsantrag herausgesucht. Gestern, glaube ich, habe ich schon einmal gesagt: Kollegen von der AfD, Sie hinken Ihrer Zeit erheblich hinterher. - Das trifft auch in diesem Falle wieder zu: Sie wollen vier Wochen im Voraus Dienstpläne erstellen. Einmal abgesehen davon, dass uns das eigentlich nichts angeht, kämpfen gerade Betriebsräte in Kliniken - wie Sie wüssten, wenn Sie sich einmal informiert hätten - darum, dass es acht Wochen sind.

So, jetzt könnte ich noch ein bisschen anderes Zeugs durcharbeiten, aber ich möchte noch Folgendes ansprechen: Es geht da auch um Teilzeitbeschäftigung von Frauen und darum, dass all das ganz furchtbar sei. Gerade heute, als wir über Gleichberechtigung und strukturelle Benachteiligung von Frauen sprachen, haben Sie Unfassbares geredet. Teilzeit ist nicht immer der Wunsch der Frauen, sie ist häufig Ergebnis von Entscheidungen, die mit den vielen anderen Aufgaben, die viele Frauen - möglicherweise Alleinerziehende - auch noch zu erfüllen haben, zu tun haben. Es ist also nicht immer nur diese eine Seite - darauf wollte ich ganz kurz aufmerksam machen, auch wenn es vermutlich verlorene Liebesmüh ist.

Es ist keine neue Erkenntnis, dass viel geschehen muss, um die Arbeitsbedingungen für die Pflegenden tatsächlich zu verbessern. Was man auf Landesebene tun kann - Ausbildung deutlich stärken und verbessern, sich um Fachkräfte bemühen -, ist auch Bestandteil des Pakts für Pflege, den wir beschlossen haben, gerade weil wir erkannt haben, dass auf allen Ebenen ganz viel passieren muss.

Liebe Linke, ich kann den Grundgedanken, der Sie umtreibt, sehr gut nachvollziehen: die Sorge um die Überlastung gerade in diesen besonderen Zeiten einer Pandemie. - Das ist hier schon hinreichend geschildert worden. Wir alle stimmen ja zu, dass das krank machen kann, aber - nun kommt das ganz große Aber -: Sie wollen ein mobiles Seelsorgeteam vom Land aufbauen lassen, das in Krisensituationen auftaucht und hilft. Es ist schon angedeutet worden: Sie unterschätzen offenbar, dass die Einrichtungen nicht erst seit Corona sehr wohl darauf eingestellt sind, Mitarbeitenden in Extremsituationen zur Seite zu stehen.

Günter Baaske hat - er konnte jetzt nicht so wahnsinnig viel recherchieren - schon von der Pflege gesprochen. Ich hätte hier ein paar Beispiele parat:

Das Klinikum Brandenburg an der Havel hat eine hauseigene Seelsorgerin. Die Psychologin geht durch die Teams, Beratungstelefone für dieses Thema sind geschaltet, die Pflegedirektion macht Mediationsangebote usw.

In den Ruppiner Kliniken gibt es ein psychologisches Krisentelefon für Mitarbeiter, eine Fachärztin für Psychosomatik sowie Psychologinnen und Psychologen im Haus bieten Supervisionen an.

In Eberswalde gibt es Supervision, ist eine Corona-Hotline verfügbar, für das Thema sind Psychologen im Haus ansprechbar und werden externe Unterstützungsmöglichkeiten angeboten usw.

Wie Sie feststellen, haben ich da überall mal ein bisschen durchtelefoniert und nachgefragt. Alle, die im medizinischen und pflegerischen Bereich tätig sind, wissen um die wichtige Aufgabe von Supervision und psychologischer Betreuung, denn in Zeiten dieser Pandemie können tatsächlich besonders belastende Momente auftreten. Aber: Die angesprochenen Menschen haben in ihrem gesamten Leben damit zu tun, und der Umgang damit ist Bestandteil der regulären Ausbildung. Wie gesagt: Ich verstehe Ihr Anliegen, bin aber ziemlich sicher - auch wenn das jetzt nicht so wahnsinnig aufregend klingt: Wir sollten daran arbeiten, wirklich für strukturelle Veränderungen in Sachen Pflege, Vergütung und Arbeitsalltag derer, die wir vermutlich alle im Leben irgendwann mal brauchen, zu kämpfen. - Danke.