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Carla Kniestedt spricht zum Antrag "Impfstrategie nachbessern"

- Es gilt das gesprochene Wort!

Einer der berühmtesten Sätze der jüngeren USA-samerikanischen Geschichte heißt: I have a dream. Gesprochen in einer Situation, als es um mehr ging, als um Interessen einzelner Zielgruppen. Ich weiß, jeder Vergleich hinkt, aber auch ich habe einen Traum. Weil es beim Thema Impfen um mehr geht, als um Interessen Einzelner.

Ich habe den Traum, dass wir alle erkennen, dass es eigentlich nicht um Parteipolitik gehen kann und es sich auch nicht wirklich eignet als Wahlkampfthema. Es hätte sich geeignet für alle Auseinandersetzungen dieser Welt, wenn wir uns vor lauter Impfstoff nicht retten könnten und nur mäßig viel bei den vielen Menschen ankommen würde. Dann würde man, liebe BVB/Freie Wähler, trefflich streiten können über noch mehr Impfzentren. Jetzt aber, noch mehr Impfzentren ohne Impfstoff? Noch mehr Frust wäre das Ergebnis bei diesem klassischen Placebo-Effekt.

Und, liebe LINKE, ich bin, wie Sie sicher wissen, immer bereit, über Verbesserungen zu reden, zu streiten. Debatten führen im günstigsten Falle genau dazu. Insofern habe ich mir alles genau angeschaut und stelle fest: Das, was Sie aufgeschrieben haben, ist bereits auf dem Schirm, und Sie wissen das natürlich.

Ich habe den Traum, dass wir alle erkennen: Ja, Die Erwartungen waren hoch am Ende des vergangenen Jahres. Wir alle brauchten so dringend diese Hoffnung in einer für viele Menschen wirklich zunehmend unerträglichen Situation. Und wir sind alle ausgesprochen hart in der Realität gelandet. Alle. Alle BürgerInnen gleichermaßen wie auch alle GesundheitsministerInnen der Länder. Die 6 GesundheitsministerInnen der SPD, die 4 von CDU/CSU, die 3 der Bündnisgrünen, die 2 der LINKE und der 1 der FDP.

Alle Länder kämpfen mit abzusagenden Impfterminen, alle kämpfen mit zusammenbrechenden Leitungen für die Vergabe von Terminen, alle haben nur die Chance, sich momentan stur an die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission zu halten, was die Reihenfolge betrifft, nach der wer wann drankommen könnte. Es treibt hoffentlich alle um, dass wegen des Mangels auch Menschen NICHT in der ersten Gruppe der zu Impfenden sind, die es NATÜRLICH bitter nötig hätten. Und es fällt unsagbar schwer, vertrösten zu müssen. Waren die Briefe eine gute Idee? Ja, vermutlich ja. Aber nun muss auch da das Geschriebene zurück genommen werden, siehe Berlin. Kein Grund, zu frohlocken!

Wissen Sie, es gab mal eine Zeit, da bestand Deutschland aus mehr als 80 Millionen FußballtrainerInnen. Jeder und jede, die immerhin verstanden hatten, dass Fußball irgendwas mit Füßen und einem Ball zu tun hat, wußte sehr genau, was getan werden müsse, um hundertprozentig sicher Weltmeister zu werden. Jetzt gibt es vielleicht nicht ganz so viele ExpertInnen in Sachen Impfen. Aber doch ganz schön viele.

Ich habe den Traum, dass wir alle verstehen: Ja, wir sind verantwortlich für Brandenburg. Dennoch, verlassen wir doch bitte die, wie ich in diesem Falle sagen würde, Perspektive der knieenden Ameise! Wir haben eine gemeinsame Aufgabe in einer Situation, die schwieriger nicht sein kann und uns alle gleichermaßen fordert. Und die wir nur gemeinsam bestehen.

Die beiden Anträge sind abzulehnen, aus genannten Gründen.