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Bis zu 6,4 Millionen Deutsche mit antibiotikaresistenten Keimen infiziert

(Nr. 152) Die Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Brandenburger Landtag hat nach der Veröffentlichung einer neuen Studie zur dramatischen Ausbreitung von antibiotikaresistenten Keimen einen verantwortungsbewussteren Umgang mit Antibiotika in der Humanmedizin und eine Abkehr vom massenhaften Einsatz dieser Medikamente in der Massentierhaltung gefordert.

Multiresistente Keime bilden sich unter anderem in der Massentierhaltung durch die massive Behandlung der Tiere mit Antibiotika und werden durch den Konsum oder über direkten Kontakt zu Tieren auf die Menschen übertragen. Bis zu 6,4 Millionen Deutsche sind mittlerweile Träger bestimmter antibiotikaresistenter Keime, sogenannter ESBL-Bakterien. Dies sind die Ergebnisse eines Gutachtens im Auftrag der Bundestagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN über die „Folgen des massenhaften Einsatzes von Antibiotika in Human- und Veterinärmedizin.“ Danach werden in Deutschland jährlich 816 Tonnen Antibiotika in der Humanmedizin und mehr als doppelt so viel (1706 Tonnen) in der Veterinärmedizin eingesetzt.

„Die Anzahl der betroffenen Bürger und Bürgerinnen ist erschreckend“, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Brandenburger Landtag URSULA NONNEMACHER. „Die inzwischen auf ca. 700.000 Fälle angewachsenen Krankenhausinfektionen gehen zu zwei Dritteln auf multiresistente Erreger zurück. Besonders problematisch wird es bei älteren Personen, die multimorbide, zuckerkrank oder an langjährigen Tumorleiden erkrankt sind. Ihr Immunsystem kann die Erreger nicht mehr unter Kontrolle halten. Die Antibiotikaverabreichung in der Humanmedizin muss rational sein und bedarf strenger Indikation. Zusätzlich ist eine regelmäßige Datenerhebung zum Antibiotikaeinsatz erforderlich. Dies gilt insbesondere auch für die industrielle Tiermast, die ein wesentlicher Auslöser dieser Misere ist.“

MICHAEL JUNGCLAUS verbraucherpolitischer Sprecher der Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sagte: „Der unverantwortliche Einsatz von Antibiotika im Gießkannenprinzip in der Hühner- oder Schweinezucht birgt lebensbedrohliche Gefahren für besonders gefährdete Menschen. Der massenhafte Medikamenteneinsatz bei gesunden Tieren muss gestoppt werden. Es dürfen nur noch die Tiere mit Antibiotika behandelt werden, die auch tatsächlich Krankheitssymptome aufweisen. Die Studie zeigt, dass die ökologisch-bäuerliche Tierhaltung ausgebaut werden muss, weil dort die Menge an antibiotikaresistenten Keime nachgewiesenermaßen deutlich geringer ist als in Großtierbeständen.“