(Nr. 112) Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Brandenburger Landtag hat die Landesregierung aufgefordert, die vorhandenen Daten zum Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung regelmäßig zu veröffentlichen. „Der massive Antibiotikaeinsatz in der Massentierhaltung stellt ein erhebliches Gesundheitsrisiko für den Menschen dar, weil er Anteil an der Bildung gefährlicher, antibiotikaresistenter Bakterien hat“, sagte der agrarpolitische Sprecher der Fraktion BENJAMIN RASCHKE. „Es besteht daher hohes öffentliches Interesse daran zu erfahren, ob mit der Antibiotikavergabe in Schweine-, Puten oder Hühnchenmastanlagen sorgsam umgegangen wird.“ Er forderte die Landesregierung auf, Daten hierzu, die die Betriebe in Brandenburg ohnehin über den Landeskontrollverband (LKV BB) den Kreisveterinärämtern zur Verfügung stellen müssen, in anonymisierter Form halbjährlich und kreisgenau zu veröffentlichen.
Auf Antrag der bündnisgrünen Landtagsfraktion hat die Landesregierung bislang einmalig Daten zum Antibiotikaeinsatz für das gesamte Land veröffentlicht. Anfragen an die Kreisverwaltungen in den Kreistagen sind bislang uneinheitlich beantwortet worden. So wurden einem bündnisgrünen Kreistagsabgeordneten aus Dahme-Spreewald unlängst wieder Antworten auf seine Nachfragen zum Antibiotikaeinsatz von der Kreisverwaltung verweigert. „Daten zum Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung grundsätzlich nicht herauszugeben, widerspricht der rechtlichen Einschätzung der Landesregierung, die deutlich gemacht hatte, dass eine Veröffentlichung anonymisierter Daten zulässig sei. Ich fordere sie auf, dem Taten folgen zu lassen und selbst für eine rechtskonforme kreisgenaue Veröffentlichung der Daten Sorge zu tragen.“
Laut den durch unsere Anfrage veröffentlichten Zahlen haben in Brandenburg 2015 285 Mastbetriebe (35 %) einen höheren Antibiotikaeinsatz als 50 Prozent aller deutschen Betriebe. Sie sind laut Bundesarzneimittelgesetz verpflichtet, gemeinsam mit dem Tierarzt zu prüfen, warum es zu dem hohen Einsatz der Medikamente gekommen ist. 152 (19 %) Betriebe lagen über dem Durchschnitt, den 75 Prozent aller Mastbetriebe bundesweit erreichten. Diese Betriebe werden durch das Arzneimittelgesetz gezwungen, Maßnahmepläne zur Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes aufzusetzen. Die Berechnungsmethode ergibt sich aus dem novellierten Bundesarzneimittelgesetz.*
Der Einsatz von Antibiotika befindet sich in Brandenburg bei einigen Tierarten auf sehr hohem Niveau. Laut Landesregierung werden Antibiotika inzwischen weniger häufig eingesetzt als zum Beginn der Erfassung der Daten im zweiten Halbjahr 2014. „Es steht jedoch zu befürchten, dass dies auch deshalb der Fall ist, weil vermehrt auf besonders wirksame und daher nur gering zu dosierende sogenannte „Reserveantibiotika“ zurückgegriffen wird. Diese Wirkstoffe, die bei der Behandlung kranker Menschen unabdingbar sind, wenn herkömmliche Antibiotika versagen, haben in der Tierhaltung nichts zu suchen“, sagte BENJAMIN RASCHKE.
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