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Starke Kammer statt stillem Kämmerlein

Sie sind gut ausgebildet, hoch motiviert und arbeiten gern: Die Pflegekräfte in Brandenburg sind quasi das Rückgrat unseres Gesundheitswesens. Obwohl sie dort die größte Berufsgruppe bilden, können sie ihre Interessen nicht so selbstbewusst und gleichberechtigt vertreten wie andere Heilberufe. Wie Kranken- oder AltenpflegerInnen arbeiten sollen, bestimmen heute vor allem die Träger der Einrichtungen, die Kassen und fremde Verbände über die Köpfe der Beschäftigten hinweg.

Mehr Pflege für die Pflege

Es braucht künftig immer mehr qualifizierte PflegerInnen, aber die Zahl der verfügbaren Arbeitskräfte nimmt ab. Nach heutigen Berechnungen der Prognos AG werden wir im Jahr 2030 in Deutschland eine halbe Million Pflegekräfte zu wenig haben. Einen Weg, den Pflegeberuf zu stärken, sehen wir in der Gründung einer Pflegekammer. Mit solch einer Interessenvertretung handelt ein Berufsstand selbstbestimmt, vernetzt seine Mitglieder und bündelt ihr Fachwissen. Pflegende können so ihre Aufgaben und Arbeitsinhalte, Qualifikationen ihres Berufsbildes, die Berufsordnung und die Qualität der Versorgung viel besser mitbestimmen. Die Kammer vertritt die beruflich Pflegenden in Politik und Behörden, vor Gericht und in Selbstverwaltungsgremien – so wie es Ärztekammern oder Handwerkskammern bereits ganz selbstverständlich tun. Eine Pflegekammer wird nicht nur der Bedeutsamkeit des Berufs endlich gerecht, sondern macht ihn auch attraktiver für den Nachwuchs.

Kammer ist keine Konkurrenz

Unser mit der CDU vor zwei Jahren in den Landtag eingebrachte Vorschlag für eine Pflegekammer stieß bei Rot-Rot auf große Skepsis. Doch die Sorge, eine Kammer würde den ohnehin niedrigen gewerkschaftlichen Organisationsgrad in der Pflege noch weiter drücken, ist unbegründet. Die Gewerkschaft vertritt die Interessen der ArbeitnehmerInnen, z. B. in Tarifverhandlungen, die Kammer macht Berufspolitik – hier gibt es keine Konkurrenz, eher stärken sie sich gegenseitig.

In Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein ist eine Pflegekammer schon beschlossene Sache, Niedersachsen plant sie, in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin ist die Mehrheit der befragten Pflegenden dafür. Bei uns hat Rot-Rot jetzt wenigstens Mittel für eine Befragung und Infokampagne eingeplant. Wir würden uns freuen, wenn sich in Brandenburg bald eine Mehrheit der Pflegenden für die Kammer ausspricht: Unsere Unterstützung haben sie.

>> Ursula Nonnemacher spricht zum Antrag der Fraktionen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und CDU „Den Weg zur Pflegekammer jetzt auch in Brandenburg frei machen!“