Sehr geehrte Damen und Herren,
seit Jahren beobachten wir mit großer Sorge den massiven Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung. Dieser steht in enger Verbindung mit den Haltungsformen in den Ställen, mit hohen Besatzdichten und einem teilweise verbesserungsfähigen Management.
Obwohl die Novelle des Arzneimittelgesetzes bundesweit zu einem rückläufigen Verbrauch von Antibiotika in der Tierhaltung geführt hat, sind Teile Brandenburgs, insbesondere Nordbrandenburg von dieser begrüßenswerten Entwicklung ausgenommen. In den Landkreisen Uckermark, Barnim und Prignitz haben sich die jährlich an Tierärzte abgegebenen Antibiotikamengen nach Angaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zwischen 2011 und 2014 von etwa 15 auf 30 Tonnen verdoppelt.
Mit noch größerer Sorge betrachten wir die weltweit erschwerte Behandlung ernsthafter Infektionskrankheiten beim Menschen aufgrund von Antibiotikaresistenzen. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts liegt die Zahl der nosokomialen Infektionen in Deutschland geschätzt bei 400.000 bis 600.000 pro Jahr. Im selben Zeitraum wird die Zahl der Todesfälle durch diese Krankenhausinfektionen auf 10.000 bis 15.000 geschätzt. Mittlerweile ist bekannt, dass auch resistente Bakterien aus der Tierhaltung auf Menschen übertragen werden können. Diese Gefahr steigt bei Menschen, die in diesem Bereich beruflich tätig sind.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt aufgrund der drastischen Zunahme von Antibiotikaresistenzen, den Gebrauch von Antibiotika einzudämmen und auf eine strenge Indikationsstellung zu achten. Eindringlich appellieren wir an Sie als Ärztinnen und Ärzte, Ihrer großen Verantwortung gerecht zu werden und bei der Verschreibung von Antibiotika bzw. der Überwachung des Antibiotikaeinsatzes die größtmögliche Sorgfalt walten zu lassen.
Das Problem der Antibiotikaresistenzen kann nur in einem gemeinsamen Agieren von Human- und VeterinärmedizinerInnen gelöst werden. In der Tierhaltung sind Veterinäre und Tierhalter gleichermaßen gefragt. Sicherlich, jedes kranke Tier muss medizinisch versorgt werden. Zu verurteilen ist jedoch ein massiver Antibiotikaeinsatz, der aus nicht tiergerechten Haltungsbedingungen resultiert.
Viele Bürgerinnen und Bürger haben mit ihrer Unterschrift bereits das Volksbegehren gegen Massentierhaltung unterstützt. Auch hier wird unter anderem gefordert, den Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung zu reduzieren und die Behandlung des erkrankten Einzeltiers in den Vordergrund zu stellen. Unsere Landtagsfraktion unterstützt diese Forderungen und wir würden uns freuen, wenn auch Sie dazu beitragen würden, dem Volksbegehren zum Erfolg zu verhelfen.
Auch haben wir Infomaterial unserer Fraktion zum Thema beigelegt. Es würde uns freuen, wenn Sie dieses – soweit möglich – in Ihrer Praxis auslegten.
Mit freundlichen Grüßen,
Ursula Nonnemacher & Benjamin Raschke