- Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Mitmenschen in Brandenburg,
Ernährungsstrategie, was für ein Wort. Klingt irgendwie nicht wirklich berückend. Wo doch Essen im günstigsten Falle ein ausgesprochen sinnliches Vergnügen ist und eben wesentlich mehr als schnöde Nahrungsaufnahme. Um es zur Beruhigung aller einmal auszusprechen: es geht in keiner Weise darum, eine Liste dessen aufzustellen, was ich oder Sie ab jetzt dürfen oder auch nicht. Es geht um sehr viel Grundsätzlicheres. Um Gesundheit zunächst mal. Ist von allen anerkannt, ist belegt, scheint so einfach zu sein, sich gesund zu ernähren, ist dennoch ganz schön schwierig. Aus vielen Gründen, die NICHT zuerst in der sozusagen falschen Entscheidung für oder gegen etwas Eßbares jedes einzelnen von uns zu suchen sind.
Im Koalitionsvertrag kommt das Wort „Ernährungsstrategie“ auf sehr bescheidene Weise in einem einzigen Satz vor. Der sagt, dass wir in Abstimmung mit dem Ernährungsrat Brandenburg eine Strategie erarbeiten wollen. Wichtig der Kontext, in dem dieser Satz steht, weil auch das die Dimension klar macht, um die es geht. Und der heißt: Landnutzung, Natur- und Umweltschutz, Verbraucherschutz. Weitere Stichworte in diesem Zusammenhang: Ökologischer Landbau und regionale Wertschöpfung.
Zur regionalen Wertschöpfung, eines der Themen, dass unbedingt Bestandteil einer zu erarbeitenden Ernährungsstrategie sein wird. Ich hatte kürzlich eine Diskussionsrunde mit Landwirtinnen, ökologisch produzierenden und konventionellen, mit Menschen, die sich selbst auf den Weg machen und solidarische Landwirtschaft aufbauen in Brandenburg, mit Berlinerinnen, die angefangen haben, sich mit dem Bauern, der die an ihre Wohngegend angrenzenden Felder bewirtschaftet, zu reden. Was er da macht, warum er es so macht, wie er es macht, was sie zusammen was tun können für regionale Wertschöpfung.
Es gibt inzwischen viele, die in solche Gespräche gehen und aufhören, theoretisch übereinander zu reden, im Zweifel irgendwelche Feindbilder aufbauen. Menschen, die regionale Wertschöpfung dringend ausbauen wollen. Die damit vor allem wollen, dass in Brandenburg auch zukünftig Landwirtschaft möglich ist. Stichwort Klima.
( Im Übrigen, was ich in diesem Zusammenhang gern nochmal loswerde: eigentlich ist das Wort Klimaschutz etwas irreführend. Wenn wir auf Regionalität setzen, uns weiter auf den Weg machen, Berlin und Brandenburg mit gesunden, Land schonenden, Boden aufbauenden und nicht auslaugenden Produkten versorgen, Tiere wertschätzend als Lebewesen behandeln und so weiter dann doch, um UNSER Leben, das Leben unserer Kinder, Enkelkinder zu schützen. Es geht um uns!)
Der Deutsche Ethikrat hat sich in diesem Jahr in seiner Jahrestagung mit dem Thema „Wohl bekomms! Dimensionen der Ernährungsverantwortung“ beschäftigt. Roswitha Schier hat sich auch darauf bezogen.
Dieses Thema, so die Vorsitzende des Ethikrates, ist so hochkomplex wie dringlich. 91 Prozent der Deutschen legen einer repräsentativen Umfrage aus 2019 großen Wert auf gesunde Ernährung. Nur, im realen Leben ist es mit der Umsetzung dieses Wunsches schwer. Wir wollen mit einer Ernährungsstrategie eben genau diesem Wunsch den Weg ebnen.
Der Ethikrat spricht von „geteilter Ernährungsverantwortung“ und definiert drei Bereiche. Da wäre 1. Die Eigenverantwortung, die gibt es natürlich. Da wäre 2. Die Unternehmensverantwortung. Und da wäre 3. Die, uns in erster Linie angeht: die politische Verantwortung. Die wir annehmen mit diesem ersten Antrag, der die Themen definiert, die unbedingt dazu gehören. Damit es, und das ist der für mich ganz entscheidende Punkt, für Sie und mich und alle Kinder in Kitas und Schulen, SeniorInnen in Pflegeeinrichtungen Menschen, die im Krankenhaus Genesung erhoffen, Studierende, die sich in Mensen Kraft fürs Studieren holen usw. und auch jeder und jede, die in Brandenburg und Berlin auf dem Markt oder im Supermarkt einkaufen gehen die allerbesten Chancen hat, gesunde, umweltschonend produzierte, regionale Lebensmittel zu bekommen.
Es geht darum, Möglichkeiten zu eröffnen, für Erzeuger, ProduzentInnen und KonsumentInnen, die natürlich vor allem GenießerInnen sein werden. Es geht darum, uns allen echte Wahlmöglichkeiten zu eröffnen. Die Themen sind definiert mit diesem Antrag, nicht mehr aber auch nicht weniger. Ich bitte um Zustimmung, damit wir uns auf den Weg machen können.