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Einsatz von Glyphosat auf Landesflächen untersagen - bündnisgrüne Landtagsabgeordnete machen Selbsttest und wiesen Rückstände des Pflanzengifts bei sich im Körper nach

Die sechs Abgeordneten der Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN haben mit einem Urintest die Belastung ihres Körpers mit dem Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat testen lassen – bei allen wurde Glyphosat im Urin nachgewiesen. „Diese Zufallsprobe belegt einmal mehr die sich bereits in Studien abzeichnende massive Hintergrundbelastung der Bevölkerung mit dem Pestizid“, sagte der umwelt- und landwirtschaftspolitische Sprecher der Fraktion BENJAMIN RASCHKE. „Glyphosat ist ein Pflanzengift, das nicht auf unsere Äcker gehört – und schon gar nicht in unseren Körper.“

Zwar würden die Gesundheitsrisiken von Glyphosat unter Fachleuten noch intensiv diskutiert. „Fakt ist aber, dass Gesundheitsrisiken nicht auszuschließen sind und Glyphosat offenkundig bereits bei einem Großteil der Bevölkerung im Körper nachzuweisen ist. Aus Gründen des vorsorgenden Gesundheits- und Umweltschutzes muss der Einsatz deshalb unterbunden werden“, sagte BENJAMIN RASCHKE.

Am 7. bzw. 8. März müssen die EU-Mitgliedsstaaten über die Wiederzulassung des Wirkstoffs für die nächsten 15 Jahre entscheiden. BENJAMIN RASCHKE sprach sich dafür aus, diese auszusetzen, bis das Risiko durch Glyphosat für die menschliche Gesundheit hinreichend geklärt ist. Auf Landesebene forderte er, den Glyphosateinsatz auf landeseigenen Flächen zu unterbinden. Die Reifebeschleunigung mit Glyphosat (Sikkation) müsse verboten und landwirtschaftliche Betriebe dabei unterstützt werden, auf die Verwendung von Glyphosat und andere Pestizide zu verzichten.

Die Weltgesundheitsorganisation hat Glyphosat im März 2015 als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Während das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) die Hintergrundbelastung der Bürgerinnen und Bürger in einer Stellungnahme zu einer früheren Studie des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland als `weit unterhalb eines gesundheitlich bedenklichen Bereichs´ einstufte, kommt das Umweltbundesamt aktuell zu der Einschätzung, dass eine Belastung des Menschen `nicht wünschenswert´ sei.

Die sechs bündnisgrünen Abgeordneten haben im Rahmen der Testkampagne Urinale 2015, bei der ein wissenschaftlich anerkanntes, standardisiertes Testverfahren zum Einsatz kam, ihre Proben abgegeben. Für Glyphosat im Urin existiert kein eigener Grenzwert, es gibt lediglich hilfsweise Grenzwerte z.B. für Trinkwasser mit 0,1 Nanogramm pro Milliliter (bzw. 0,1 Mikrogramm pro Liter). Die bei den MdL gemessenen Werte lagen zwischen 0,36 und 3,32 ng/ml, also über diesem Wert. Das BfR argumentiert in der Regel mit dem deutlich höher liegenden Grenzwert der zulässigen täglichen Aufnahmemenge (ADI) von 0,5 mg pro kg Körpergewicht. Dieser lag bis 2013 bei 0,3 mg pro kg Körpergewicht und wurde dann nach oben gesetzt.

Bei Glyphosat handelt es sich um das weltweit meist verkaufte Pestizid, das in Deutschland auf etwa 40 Prozent der Ackerflächen eingesetzt wird. Weil auch Menschen, die nicht in der Landwirtschaft arbeiten, mit Glyphosat belastet sind, gelangt es mit großer Wahrscheinlichkeit über die Nahrungsaufnahme in den menschlichen Körper. Die aktuelle Zulassung des Wirkstoffes läuft am 30. Juni 2016 aus.

Das Umweltbundesamt (UBA) und verschiedene Nichtregierungsorganisationen untersuchen derzeit, wie hoch die deutsche Bevölkerung mit Glyphosat belastet ist. Erste Ergebnisse des UBA deuten ebenfalls darauf hin, dass die Belastung weit verbreitet ist und, dass die Werte sich in den letzten Jahren stark erhöht haben. 2013 ergab eine Studie des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland, dass 70 Prozent der Urinproben deutscher Großstädter mit Glyphosat belastet sind.

Neben nicht auszuschließenden gesundheitlichen Auswirkungen, z. B. auch auf das menschliche Hormonsystem, schadet der Einsatz des Pflanzengift Glyphosat auch der Artenvielfalt, da es die Lebensgrundlage von Insekten und Vögeln zerstört. Glyphosat ist zudem ein Wasserschadstoff, der zum Teil streng geschützte Tiere und Pflanzen gefährdet.

Eine gemeinsame Pestizidbeprobung des BUND Brandenburg und der Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN von Brandenburger Kleingewässern in der Agrarlandschaft im Jahr 2013 hatte ergeben, dass in 11 von 14 beprobten Gewässern Rückstände von Glyphosat und seinen Abbauprodukten nachgewiesen werden konnte.

Erst vergangene Woche waren Glyphosatrückstände in 14 beliebten deutschen Biermarken nachgewiesen worden.