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Universitäre Berufsschullehrerausbildung

Antrag „Universitäre Berufsschullehrerausbildung“ herunterladen (PDF, 210 KB)

Der Landtag stellt fest:

Das Duale System der beruflichen Bildung ist ein international bewundertes Erfolgsmodell und eine wesentliche Säule für die Deckung des Fachkräftebedarfs in Deutschland. Durch die praxisnahe, arbeitsmarktrelevante und qualitativ gute Ausbildung weist Deutschland im internationalen Vergleich eine besonders niedrige Jugendarbeitslosigkeit und eine besonders hohe Qualifikation der Arbeitnehmer in den etwa 330 anerkannten Ausbildungsberufen auf. Der Berufsschule, als dem schulischen Teil des dualen Berufsausbildungssystems, kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Um diese Rolle auch in Brandenburg gut ausfüllen zu können, ist es wichtig, dass die Berufsschulen des Landes mit gut ausgebildeten Lehrern für berufliche Schulen besetzt sind.

Der Landtag möge beschließen:

Die Landesregierung wird aufgefordert,

1. bis zum III. Quartal 2021 ein Konzept zur Einrichtung einer universitär-qualitätsgesicherten Ausbildung zur Lehrkraft für berufliche Schulen vorzulegen. Im Rahmen der Konzepterstellung sollen die Varianten einer grundständigen universitären Ausbildung und einer universitär-qualitätsgesicherten berufsbegleitenden Ausbildung jeweils umfassend ausgearbeitet und gegenübergestellt werden. Für beide Varianten ist eine Kostenprognose zu erstellen. Zudem sollen für beide Varianten jeweils passende (universitäre) Standorte geprüft werden.

2. zu prüfen, inwieweit auf vorhandene Bachelor- Studiengänge für den Einstieg in eine universitären BSL-Ausbildung adäquat aufgebaut werden könnte

3. zu prüfen, ob und wie ein künftiges Angebot für angehende BSL-Lehrerinnen und Lehrer (unter Berücksichtigung der beruflichen Studienseminare, der gewählten Universität und der betreuenden OSZ) mit dem Vorbereitungsdienst des Landes Brandenburg kombiniert werden kann, um eine enge Bindung und Übernahmemöglichkeit in den Schuldienst zu schaffen

4. zu prüfen, berufsbegleitende Studienangebote zur Berufsschullehrerausbildung möglichst bis Wintersemester 2022/2023 zu schaffen und zu bewerben

5. zu prüfen, ob und unter welchen Voraussetzungen das Institut zur Weiterqualifizierung im Bildungsbereich an der Universität Potsdam (W.I.B.) in enger Abstimmung mit der Universität Potsdam dauerhaft einen berufsbegleitenden Studiengang anbieten kann, um für den beruflichen Bereich zu qualifizieren.

Begründung:

Da heute bereits über 68 Prozent der in Brandenburg tätigen Lehrer an beruflichen Schulen über 50 Jahre alt sind, ist absehbar, dass Brandenburg relativ zeitnah gut qualifizierten Berufschullehrer-Nachwuchs benötigt. Die Landesregierung rechnet dabei laut Lehrermodell-rechnung 2018 mit Bedarfen von insgesamt 380 Lehrkräften mit Lehramt für berufliche Schulen für die Schuljahre 2020/21 bis 2024/25. Da es auch im Falle einer zeitnahen Einführung einer universitären Berufsschullehrerausbildung einige Jahre dauern würde, bevor die ersten Absol-venten in den Schuldienst kommen werden, müssen auch alternative Konzepte geprüft werden, die eine hohe Qualität der Qualifizierung zum Berufsschullehramt gewährleisten. In diese Prüfung einzubeziehen sind auch Überlegungen, inwieweit auf vorhandene Bachelor-Studiengänge ein Einstieg in eine universitären BSL-Ausbildung aufgebaut werden könnte. Ein wichtiger Punkt, der bei der Ausgestaltung der universitären Berufsschullehrerausbildung von Anfang an mitbedacht werden sollte, ist die frühe, langfristige Bindung der Absolventinnen und Absolventen an das Land Brandenburg, daher ist auch zu prüfen, ob und wie das künftige Angebot für angehende BSL-Lehrerinnen und Lehrer mit dem Vorbereitungsdienst des Landes Brandenburg kombiniert werden kann.

Da, unter Einbeziehung einer konzeptionellen Planungs- und Aufbauphase, der Einstieg in eine universitäre Berufsschullehrerausbildung auf absehbare Zeit nicht auf dem Arbeitsmarkt wirksam werden kann, muss der Versorgung mit Lehrkräften an den Berufsschulen nach wie vor mit der Qualifizierung von Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern Rechnung getragen werden. Damit diese fachlich bestmöglich qualifiziert werden, sollte geprüft werden, ob und unter welchen Bedingungen das Institut zur Weiterqualifizierung im Bildungsbereich an der Universität Potsdam (W.I.B.), unter Einbeziehung seiner Kontakte zu den Brandenburgischen Oberstufenzentren, unter Wahrung wissenschaftliche Qualitäts-standards und in enger Abstimmung mit der Universität Potsdam dauerhaft einen berufsbegleitenden Studiengang anbieten kann, um für den beruflichen Bereich zu qualifizieren.